Köthen / Cöthen (Bachstadt, Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 05.03.2024

1841 wurde Köthen Deutschlands erster Eisenbahn-Knoten. Damit erlebte die Stadt, die Jahrzehnte später als "Kuh-Köthen" verspottet werden sollte, einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Etliche Fabriken entstanden. Bis 1927 schrieb man Köthen mit C am Anfang (Cöthen).

Mälzerei Albert Wrede (Malzfabrik, gegr. 1866, seit 1889 AG)

Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2013 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2013 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2013 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2013 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2017 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2013 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2017 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme, 2017 Malzfabrik Albert Frede, Foto: Martin Schramme Malzfabrik Albert Frede, Foto: Bernd Boelsdorf

1866 begann der Betrieb der Malzfabrik in Köthen. 1887 war sie bereits die größte Tennenmälzerei des Deutschen Reiches. 1894 im Brockhaus-Lexikon war die Malzfabrik als Aktienfabrik ausgewiesen, vormals Albert Wrede, und als "größte deutsche Fabrik". 1916 hieß der Mälzerei-Direktor Heinrich Hildebrandt und der Brauereidirektor Bodo Walther. In den 1920er Jahren entwickelte sich die Mälzerei Actien Gesellschaft zur größten Tennenmälzerei in Deutschland, was sie aber nicht lange blieb. Im Januar 1939 wurde das Unternehmen in Mälzerei Wrede AG umbenannt. Seit 1942/43 hielt die Malzfabrik Rheinpfalz AG im hessischen Pfungstadt Aktien. In der Endzeit der DDR (1949-1990) deckte die Fabrik, damals als VEB Brauerei und Malzfabrik Köthen, ein Viertel des republikweiten Malzbedarfs. Die Fabrik verfügte über einen eigenen Gleisanschluss und eine Werksbahn.

Nach der Wende kam das Ende für die Fabrik. Leerstand und Verfall folgten. In der Nacht vom 14. zum 15. September 2011 brannte ein Großgebäude der Malzfabrik lichterloh. Die Feuerwehr rückte mit neun Fahrzeugen an. Immer wieder kommt es in dem historischen Industrieobjekt zu Brandstiftungen. Die möglichen Gründe sind vielfältig: Vandalismus aus Missachtung, Langeweile oder Abenteurertum, Spekulation, Frust oder Deutschlandhass. Auch im Juni 2022 musste die Feuerwehr wieder zum Löschen ausrücken. Massive Schäden waren die Folge.

Quellen:
Adressbuch Cöthen 1916
Verein für Computergenealogie
Dokumente des Unternehmens
Brand in der Malzfabrik im September 2011
interessanter Link zur Malzfabrik mit hervorragenden Fotos

Berlin-Halberstädter Bahnhof (Bahnbetrieb von 1869 bis 1917)

Berlin-Halberstaedter Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2013 Berlin-Halberstaedter Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2013 Berlin-Halberstaedter Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017 Berlin-Halberstaedter Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017 Berlin-Halberstaedter Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017 Berlin-Halberstaedter Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2017

Von 1869 bis 1917 fuhr eine Eisenbahn auf der Strecke Berlin-Wittenberg-Dessau-Köthen-Halberstadt und hielt auch an der Georgstraße in Cöthen. Der durchgehende Bahnverkehr zwischen Halberstadt und Berlin bestand seit September 1841. Gleisreste lagen bis Anfang der 1990er Jahre am ehemaligen Bahnhof.

Wasserturm am Bahnhof (Baujahr 1919)

Wasserturm am Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm am Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm am Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm am Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm am Bahnhof, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm am Bahnhof Koethen, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm am Bahnhof Koethen, Foto: Martin Schramme, 2013 Wasserturm am Bahnhof Koethen, Foto: Martin Schramme, 2013

Der Wasserturm am Bahnhof Köthen beeindruckt mit seiner markanten Kugel, einem so genannten Klönnebehälter. August Klönne war ein begnadeter Ingenieur und Unternehmer, der in Dortmund wirkte. Er arbeitete für Gas- und Wasserwerke und gründete 1879 sein eigenes Stahlbau-Unternehmen. Er war mit dem Ingenieur Georg Barkhausen befreundet und stellte die von ihm entwickelten Barkhausen-Behälter her, die ebenfalls an Wassertürmen zu finden sind. Klönne entwickelte diesen Behälter 1896 weiter und brachte ihn ab 1906 als Klönne-Behälter in Umlauf. Auf der Wetterfahne an der Spitze des Wasserturmes am Bahnhof in Köthen steht die Jahreszahl 1912. Zu der Zeit verkehrten in Cöthen (einheitliche Schreibung mit K erst ab 1927) die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn und die Berlin-Anhaltische Bahn. Der Bahnbetrieb in Cöthen war bereits im Sommer 1840 angerollt. Die Strecke von Köthen nach Leipzig führte über Halle, wo der Unternehmer Ludwig Wucherer den Eisenbahnbau schon 1829 angeregt hatte.

Der Wasserturm steht im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt, war jedoch lange dem Verfall preisgegeben. Zwischenzeitlich haben engagierte Büger einen Verein gegründet, um den Wasserturm zu retten. Bei einer ersten Crowd-Funding-Aktion im Frühjahr 2022 konnten sie 5000 Euro sammeln. Damals lagen die geschätzten Gesamtkosten ihres Vorhabens bei 39.000 Euro, inzwischen würde aber allein das Stellen eines Baugerüsts 20.000 Euro Kosten (Stand Oktober 2023). Doch vor der eigentlichen Sanierung mussten sie die 16 Tonnen schwere Turmkugel entfernen. Das sei wegen der Statik notwendig gewesen und man könne die Kugel auch nicht retten.

Dringend Spenden gesucht!

Neptunbrunnen (Nachfolger des Moserbrunnens)

Neptunbrunnen, Foto: Martin Schramme, 2013 Neptunbrunnen, Foto: Martin Schramme, 2013

Unweit des Bahnhofs an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße befindet sich der Neptunbrunnen von Robert Propf (1910-1986). Der Bildhauer Propf, ein geborener Köthener, erlernte sein Handwerk in Warmbrunn (Schlesien), Weimar, Wien und Dresden und lebte und wirkte zu DDR-Zeiten in Köthen. Die Neptun-Plastik ist indes ein Nachfolger eines Gänsejungen, der vor der Nazi-Zeit eine Spende des Kaufmanns und Kaufhausgründers Paul Moser war.

Flugplatz und Kaserne Köthen

Flugplatz und Kaserne, Foto: Martin Schramme, 2012 Flugplatz und Kaserne, Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012
дорожные знаки Verkehrsschilder
Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012

Solarmodule stehen auf weiten Teilen des ehemaligen (Militär)Flugplatzes im Süden der Bachstadt Köthen. Zwischen den schillernden blauen Solarzellen stehen verlassene Hangars, wo bis zum Abzug der Roten Armee Anfang der 1990er Jahre russische Kampfflugzeuge standen. Sie waren offenbar - zumindest teilweise - über Bunker und splittergeschätze Bunkergänge zugänglich. Das dunkelgeklinkerte Flughafengebäude mit den zwei Türmen trägt noch große dunkelgrüne Punkte - Tarnanstrich. Direkt hinter dem Bauwerk warnt ein Schild vor Explosionsgefahr. Nördlich vom Flugplatz liegen im Wald gut getarnt und inzwischen von Baum- und Buschwerk weitgehend zugewuchert zahlreiche Truppenunterkünfte und Versorgungsgebäude. Die Nummerierungen sind noch zu erkennen und teilweise lassen verblichene Wandmalereien deren spezielle Nutzung erahnen. Die Objekte liegen kammförmig aufgefächert rechts und links des Hauptweges, der vom großen Eingangsplatz, der von rechts und links L-förmig platzierten Gebäuden von drei Seiten eingefasst ist, direkt zum Flughafengebäude. An der Seitenwand eines seitlich an eine große Flugzeughalle angesetzten Traktes sind zahlreiche Verkehrszeichen gemalt. Darüber steht auf Russisch: Verkehrszeichen. Offenbar sollten sich die Soldaten so die in Deutschland üblichen Zeichen einprägen. Beschlossen wurde der Bau des Flugplatzes 1928. Ab 1937 wurde das Areal ausschließlich militärisch genutzt, erst durch die deutsche Wehrmacht, dann durch die Rote Armee (Russen). Auf dem Areal stationierten die Sowjets erst das Jagdflugzeug Mig-15, dann Mig-17, Mig-21, Mig-23 und zuletzt Mig-29.

Sowjetarmee in Köthen (Russenkaserne)

Russen in Koethen, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen in Koethen, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen in Koethen, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen in Koethen, Foto: Martin Schramme, 2012

An diesem Objekt standen zum Zeitpunkt der Aufnahme 2012 noch gut lesbar zwei Slogans auf Russisch. Der erste Slogan ist politischer Natur: "Die Entscheidungen des XXVIII Parteitags der KPdSU in der Realität." Der 28. Parteitag war der letzter Parteitag der kommunistischen Partei in der Sowjetunion am 13. Juli 1990 in Moskau. In der DDR gab es bereits die D-Mark und die Deutsche Einheit war schon reine Formsache. In der Sowjetunion herrschte nun auch ein Klima von Hass und Auflösung. Der zweite Slogan betrifft die Arbeit am sowjetischen Fliegerhorst, der 1990 unweit des abgebildeten Objektes bestand: "Die Gewährleistung der Flugsicherheit ist die Pflicht aller Beteiligten."

Wer weiß mehr über diese Aufschrift bzw. diesen Ort? Bitte hier melden!

NS-Luftüberwachung in Großwülknitz

Luftueberwachung aus dem Dritten Reich bei Koethen, Foto: Martin Schramme, 2012 Luftueberwachung aus dem Dritten Reich bei Koethen, Foto: Martin Schramme, 2012 Luftueberwachung aus dem Dritten Reich bei Koethen, Foto: Martin Schramme, 2012

Um feindliche Bomberverbände rechtzeitig zu erfassen, bestand im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) im gesamten Reichsgebiet ein dichtes Luftaufklärungsnetz. Einige Fundamente, auf denen die Überwachungstechnik montiert war, stehen heute noch. Dazu gehört auch ein Betonsockel, der sich in Großwülknitz rund 1000 Meter Luftlinie von der Außenkante der Start- und Landebahn des Flugplatzes Köthen entfernt am Rande eines Feldes befindet (Stand 2012).

DDR-Werbung des VEB Orbitaplast: Folien Rohre Platten

DDR-Werbung des VEB Orbitaplast, Foto: Martin Schramme, 2017 DDR-Werbung des VEB Orbitaplast, Foto: Martin Schramme, 2017

In der Innenstadt von Köthen war noch im Sommer die DDR-Leuchtreklame "Folien Rohre Platten" zu finden. Dabei handelt es sich um den Werbespruch des VEB Gölzaplast aus den 1960er Jahren. Der sozialistische Betrieb befand sich in Weißandt-Gölzau (Kreis Köthen, Bezirk Halle) und produzierte Kunststoffverpackungen und Verpackungsmaterial. Am Ende kam jeder Quark- oder Margarinebecher der DDR von dort. Dass es die Leuchtreklame 2017 immernoch gab, ist auch in sofern bemerkenswert, als der Spruch bereits um 1970 mit der Zuordnung des Betriebs zum VEB Chemiekombinat Buna die Werbung von Buna (Plaste und Elaste aus Schkopau) zum Einheitswerbespruch aller Betriebsteile wurde. Unter den drei Schlagwörtern, welche die Produktpalette umreißen, stand Orbitaplast. Der VEB Orbitaplast entstand 1969 durch den Zusammenschluss der Chemiebetriebe in Weißandt-Gölzau und Eilenburg. noch mehr erfahren

Erich-Franz-Lichtspiele

Erich-Franz-Lichtspiele, Foto: Martin Schramme, 2017 Erich-Franz-Lichtspiele, Foto: Martin Schramme, 2017

1909 als Lichtspieltheater erbaut bekam das Kino in Köthens Innenstadt im Herbst 1962 den Namen des bekannten Brecht-Schauspielers Erich Franz.

HO Spirituosen

DDR-Laden HO Spirituosen, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Im Sommer 2017 war in Köthen noch dieses DDR-Relikt zu finden: HO Spirituosen. Die HO war die große staatliche Handelsorganisation der DDR. Auch Spirituosen, also alkoholische Getränke, gehörten zum Sortiment. Ironie des Schicksals: Lange nachdem der DDR-Schnapsladen dicht war, kam an eines seiner Schaufenster ein Plaket zu Himmelfahrt, der von den Männern gerne ausgiebig mit Alkohol gefeiert wird.

Wittigsche Villa (Bärteichpromenade/Sackstraße)

Wittigsche Villa, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme gut lesbar die Aufschrift "Treibriemen-Fabrik"
Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Louis Wittig war in Köthen Malzkaffee-Fabrikant und Geheimer Kommerzienrat. Er ist der Erfinder des sogenannten Gesundheitskaffee (Kaffee-Ersatz) und wurde damit sehr reich. In den vergangenen Jahren hat die Villa leergestanden und ist zerfallen. Trotzdem ist der einstige Glanz noch zu erahnen. Im Frühjahr 2009 berichteten ortsansässige Medien, dass das Gebäude saniert und ein homöpathisches Gesundheitshaus werden soll. Immerhin hat die Homöpathie ihre historischen Wurzeln in Köthen.

Siehe auch:
Europäische Bibliothek für Homöopathie in Köthen
Wittigsche Villa
andere Bilder der Villa

Unbekannte Fabrik?

Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Wer weiß mehr über diese Fabrik in der Nähe des Bahnhofs Köthen? Bitte hier melden!

Aug. Deissner & Sohn Wagen- und Karosserie-Fabrik, Coethen-Anhalt (gegr. 1874)

Carosseriefabrik August Deissner und Sohn, Foto: Bernd Boelsdorf Carosseriefabrik August Deissner und Sohn, Foto: Bernd Boelsdorf Carosseriefabrik August Deissner und Sohn, Foto: Bernd Boelsdorf Carosseriefabrik August Deissner und Sohn, Foto: Bernd Boelsdorf

Die Werkstätten des ehemaligen Karosseriebauunternehmens Aug. Deissner & Sohn Wagen- und Karosserie-Fabrik befinden sich unweit des Bahnhofs. 1874 gilt als das Gründungsjahr. Damals konzentrierte man sich auf den Bau von Kutschen, Wagen und Schlitten. Um 1900 begann Deissner mit dem Karosseriebau für Automobile. In den 1920er und 1930er Jahre fertigte Deissner Karosserien für Fahrzeuge der Automobilhersteller Audi, Dux, Presto und Wanderer.

In der Nazi-Zeit (1933-1945) produzierte Deissner auch für die Wehrmacht. Konkret ging es um den Horch 901, einen mittleren, geländegängigen Einheits-Pkw, der 1935/36 nach Vorgabe des Heereswaffenamtes entwickelt wurde. Weitere Hersteller waren die Karosseriefabrik Trutz in Coburg, Ambi-Budd in Berlin, Horch in Zwickau, Minnameier in Nürnberg, Buhne Karosseriebau Berlin, Seegers in Leipzig, Linke-Hofmann-Busch Werke AG in Breslau und Gläser-Karosserie in Dresden.

Nach Kriegsende wurde Deissner enteignet und 1990 wieder reprivatisiert.

Alte Fabrik

Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Mit Blick ins Adressbuch von 1916 befand sich auf dem hier dargestellten Areal die Dampfkesselfabrik Franz Kurth. Rechts daneben war einst die Maschinen- und Werkzeugfabrik AG vormals August Paschen.

Schule der Völkerfreundschaft

Foto: Martin Schramme, 2017 Schule der Voelkerfreundschaft, Foto: Martin Schramme, 2017 Schule der Voelkerfreundschaft, Foto: Martin Schramme, 2017 Schule der Voelkerfreundschaft, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Die Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg war gerade für die deutschen Kommunisten und Sozialdemokraten in der DDR, die sich 1946 zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) vereinigt hatten: Nie wieder Krieg! Das hatte schon Käthe Kollwitz (1867-1945) als Lehre aus dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) künstlerisch verewigt. Grundlage für den Frieden, so die Erkenntnis, waren Völkerverständigung und Völkerfreundschaft. So bekam schließlich das stolzeste DDR-Kreuzfahrtschiff, die von Schweden aufgekaufte "Stockholm", den Namen "Völkerfreundschaft" und der Name schmückte später auch eine Polytechnische Oberschule (POS) in Köthen. Vor der Schule befindet sich ein Brunnen mit vier Kindern aus Europa, Asien, Amerika und Afrika. Sie tanzen miteinander im Kreis. An einer Seitenwand der Schule befinden sich ein Junge und ein Mädchen sowie das Atommodell und der Satz des Pythagoras (a Quadrat plus b Quadrat gleich c Quadrat).

Wasserturm Ecke Lohmannstraße

Wasserturm, Foto: Martin Schramme, 2013 Foto: Martin Schramme, 2013

Die Stadt Köthen hat diesen Wasserturm aus den 1880er Jahren als historisches Denkmal ausgewiesen. In den Gründerjahren bauten Deutschlands Städte ihre Infrastruktur massiv aus, wozu auch die Wasserverdorgung zählte. Bis 1983 war der 33 Meter hohe Turm als Wasserspeicher in Betrieb. Dann legte man ihn wegen des fortgeschrittenen Verfalls still. 1991 waren endlich Rekonstruktionsarbeiten möglich. Ein neuer Edelstahlbehälter mit einem Fassungsvermögen von 500 Kubikmeter Wasser wurde eingebaut. Doch Köthen baute auch modernere wasserwirtschaftliche Anlagen, so dass bereits 1994 die endgültige Stilllegung des Wasserturms folgte.

Betriebe in der DDR
VEB Aktema Maschinenfabrik Köthen (stellte Aktenvernichter her, die unter anderem von der Stasi genutzt wurden, Betrieb im VEB Kombinat Feinmechanische Werke Halle)
VEB Ansichtskartenverlag Köthen
VEB Autogentechnik Köthen (VEB Kombinat Feinmechanische Werke Halle)
VEB Baureparaturen Köthen
VEB Betonwerk Köthen (VEB Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat Halle)
VEB Blechscherenbau Köthen
VEB Brauerei und Malzfabrik Köthen, Leninstr. 35, Am Wasserturm 51, Stiftstr. 7 (VEB Getränkekombinat Dessau, Produkte u.a.: Limonade mit Frucht- oder Kräutergeschmack, Selters-Wasser, Brause mit Fruchtgeschmack)
VEB Chemische Fabrik Köthen (VEB Kombinat Chemie und Plastverarbeitung Halle)
VEB Dienstleistungsbetrieb Köthen (VEB Kombinat Hauswirtschaftliche Dienstleistungen Halle, Produkte: Tapetenleim, Plaste-Winkel 60 Grad)
VEB Drehmaschinenbau Köthen
VEB Druckhaus Köthen, Str. der Thälmannpioniere 11-12
VEB Feinmaschinen Köthen
VEB Fisch und Feinkost Köthen
VEB Förderanlagen- und Kranbau Köthen (VEB Förderanlagenbau Köthen, VEB Schwermaschinenbaukombinat TAKRAF Leipzig)
VEB Schuhfabrik "Gazelle" Köthen
VEB Geflügelfleisch Köthen
VEB Geflügelwirtschaft Bezirk Halle, Betriebsteil Köthen, Merziener Straße 107
VEB Gerätebau Köthen (VEB Kombinat Feinmechanische Werke Halle)
VEB Gold- und Silberschmiede Köthen
VEB Hausschuhe Köthen
VEB Heizungstechnik Köthen
VEB Hydraulik Köthen (VEB Hydraulikgerätewerk Köthen, VEB Kombinat Feinmechanische Werke Halle)
VEB Industrieverpackungen Köthen
VEB Innenausstattung Köthen
VEB Karosseriewerk Halle, Werk IV, Köthen, Leninstr. 22-25
VEB Kleiderfabrik Köthen (VEB Kombinat Oberbekleidung Lößnitz)
VEB Kraftverkehrsbetrieb Köthen (VEB Kombinat Kraftverkehr Halle)
VEB Kranbau Köthen
VEB Kreisbaubetrieb Köthen
VEB Kreisbetrieb für Landtechnik Köthen (VEB Kombinat für landtechnische Instandhaltung Halle)
VEB Lackfabrik Köthen (VEB Kombinat Lacke und Farben Berlin, Lacufa)
VEB Lederwaren Köthen (VEB Kombinat Holz- und Kulturwaren Naumburg)
VEB Maschinenbau Köthen
VEB Maschinenfabrik und Eisengießerei Köthen (VEB Kombinat Wälzlager und Normteile Karl-Marx-Stadt)
VEB Modellspielwaren Köthen
VEB Polsterfedernwerk Köthen
VEB Polygraph Maschinenbau Köthen (VEB Kombinat Anlagen- und Gerätebau Halle / VEB Kombinat Polygraph "Werner Lamberz" Leipzig)
VEB Polygraph Maschinenbau Polymaschinen Köthen (VEB Kombinat Polygraph Werner Lamberz Leipzig)
VEB Sektkellerei Köthen
VEB Tatar Köthen (Tatar, das Lebens-Elixier der Tataren, gelangte während der napoleonischen Kriege nach Mitteldeutschland. In der DDR wurde es in Köthen und vom VEB Pharmazeutika Königsee.)
VEB Vorwärmer- und Kesselbau Köthen (VEB Kombinat Dampferzeugerbau, VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau Berlin)
VEB Waschmittelwerk Köthen
VEB Weberei Köthen
VEB Webtex Köthen
VEB Zerspanung Köthen
VEB Ziehwerk Köthen
Konsum Kaufhaus Kontakt
Wilhelm Behr KG Likörfabrik und Sektkellerei, Köthen (Anhalt), Heinrichsplatz 6

Wirtschaft und Leben in Köthen vor 1945
Aktien-Brauerei Cöthen (ABC, gegr. 1883)
Alfred Franke Elektrotechnisches Büro Cöthen in Anhalt
Chemische Fabrik Koethen-Anhalt
C. Wieprecht Zigarrenfabrik, Köthen, Friedrichstr. 61
Elwecowerk Louis Wittig & Co. AG (1923-1924, Übernahme und Weiterführung der Kaffee-Sourrogat- & Zichorien-Fabrik Louis Wittig & Co. GmbH in Cöthen)
Erste ländliche Spar- und Darlehnskasse Cöthen eGmbH
Franz Kurth, Dampfkesselfabrik (gegr. 1865, nach Bombenangriff 1944 fast vollständig zerstört)
Georg Löffler Maschinen-Reparatur-Werkstatt Cöthen-Anhalt (Spezialität: Motorpflug-, Auto- und Fahrrad-Reparaturen)
Getreidebank Anhalt AG
Grube Leopold AG (gegr. 1889)
Hess & Co. (Erste Köthener Heimindustrie)
Junkers Flugzeug- und Motorenbau GmbH, MZK = Motorenbau-Zweigwerk Köthen (baute den Junkers-Flugzeugmotor Jumo 211, den meistgebauten deutschen Flugmotor des zweiten Weltkriegs)
Louis Wittig & Co. Cöthen Anhalt (Gesundheitskaffee, bester Kaffee-Ersatz)
Malzfabrik Wrede AG (seit 1889)
Maschinenfabrik Carl Gensel, Köthen (baut nach eigenen Patenten elektrische Krane aller Art, Laufkrane und Drehkrane, Winden mit Feinhub, Selbstgreiferwinden, Greiferbrückenkran)
Maschinen-Fabrik AG vorm. Wagner & Co. in Cöthen (gegr. 1865, Spezialfabrik für die Lieferung von Maschinen für die Papier-, Pappen- und Zellstoff-Fabrikation, Wagners Reform-Antrieb, Dampfkessel aller Art, Größe und Ausführung, Kiesöfen für alle Industriezweige; Wagner-Holländer, Vakuum-Verdampf-Anlagen, Ofen-Anlagen, vollständige Laugenaufbereitungen für Zellulose-Industrie)
Maschinenfabrik G. Hundt (fertigt Transportwagen für Schlamm-Fäkalien und anderes, Spezialwagen für Pferdebespannung oder als Autoanhänger, Räder aus Eisen und Holz)
Maschinen- und Werkzeugfabrik AG, vormals August Paschen, Cöthen (Maschinenfabrik Paschen AG, gegr. 1897, u. a. Produktion von Zentrifugen, Geschossen und Geschützteilen)
Möller & Günther Eisenhandlung (Cöthen und Bernburg)
Otto Mogk Chemische Werke Köthen GmbH
Paul Freisleben Conserven-Fabrik Cöthen (Anhalt)
Paul Schettlers Erben Aktien-Gesellschaft
Photographisches Atelier Oskar Hillmer vormals J. Burger
Rudolf Dinglinger Maschinenfabrik & Eisengießerei (gegr. 1859, moderne Pumpmaschinen und Zuckerhaus-Einrichtungen, Transportvorrichtungen für Rüben, Schnitzel, Kohle und Zucker, Sack-Stapelmaschinen, Dampfkessel-Feuerbeschickungen, Wasserhaltungsmaschinen mit Dampf-, Riemen- und Motor-Betrieb, Luftpumpen, Saft-, Brüden- und Füllmassepumpen)
Städtisches Friedrichs-Polytechnikum Cöthen/Anhalt, staatlich subventionierte akademische Lehranstalt (Lehre der technischen Wissenschaften)
Schulze & Naumann Maschinenfabrik Cöthen/Anhalt (leichte, mittlere und schwere SN-Blechscheren für jede Schnittlänge, zum Spalten, Besäumen und Schweißkante schneiden)
Verlag der Chemiker-Zeitung, Cöthen (Verlag der Chemiker-Zeitung Otto von Halem)
Wilhelm Gast Färberei und chemisches Reinigungswerk
Zuckerfabrik Holland in Cöthen (gegr. 1861)

Eintrag über Cöthen im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der zur Fuhne, Nebenfluß der Saale, gehenden Ziethe und an den Linien Magdeburg-Halle-Leipzig. Wittenberg-Cöthen-Aschersleben und der Nebenlinie Cöthen-Aken der Preußischen Staatsbahnen. Post erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Gasanstalt, Wasserleitung, Kanalisation, Schlachthof, Post- und Eisenbahnschule. Die Industrie erstreckt sich auf Kesselschmieden, Eisengießereien, Maschinen und Metallwarenfabriken sowie auf die Fabrikation von Schokolade, Konserven (Fr. Behr, Präservenfabrik), Sprit, künstlichem Dünger, Knochenmehl, Leim, Leder, Dammarlack, Kirschsaft, Gesundheitskaffee (Wittig & Co.), Malz (die größte deutsche Fabrik, Aktiengesellschaft, vormals Alb. Wrede), Sauerkohl, Mostrich, Kräuterliqueur, Cigarren und Wagen; ferner bestehen Molkereien, Kunst- und Handelsgärtnereien mit bedeutender Erdbeer- und Spargelzucht, Ziegeleien, Schneidemühlen, ansehnlicher Woll- und Getreidehandel und in der Nähe Braunkohlengruben. Bedeutend ist die Zuckerindustrie (1891: 32 Fabriken im Betrieb, davon zwei in der Stadt), die durch den massenhaften Runkelrübenanbau in der Umgebung begünstigt wird. Cöthen war 1848 der Zufluchtsort vieler politischer Flüchtlinge: Hoffmann von Fallersleben, Ernst Keil, Michail Alexandrowitsch Bakunin unter anderem.

Begriffslegende
Brüden = Abdampf, mit Wasserdampf gesättigte Luft, die beim Trocknen von Feststoffen entsteht
Dammarlack = Dammar ist das Harz von malaiisch-indischen Laubbäumen, die vorwiegend auf den Sunda-Inseln wachsen. Aus Dammar wird ein heller Lack gewonnen.

Quellen
albert-gieseler.de
architektsauer.de
automobilia-ladenburg.de
koethen-anhalt.de
picclick.de
rangierdiesel.de
recherche.lha.sachsen-anhalt.de
tradition-fahrkunst.de