Gmund am Tegernsee (Bayern)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 31.07.2022

Gmund liegt idyllisch an dem von hohen Bergen umgebenen Tegernsee. Wichtige Teile der Wirtschaft lagerten sich einst an der Mangfall an. Die Mangfall ist der Abfluss des Tegernsees und ein Nebenfluss des Inn, der wiederum in Rosenheim in die Donau mündet. Bereits im Mittelalter ging man daran, die Mangfall an die Bedürfnisse der Wirtschaft anzupassen. Holz war zu flößen und das Wasser als Lösungsmittel und Energieträger zu gewinnen.

Als in Deutschland die Industrialisierung begann, nahm auch der Tourismus an Fahrt auf. Immer größere Fabriken und Städte gingen einher mit schlechter Luft, Lärm und Enge. Da hielt insbesondere die feinere Gesellschaft nach ruhigeren, idyllischeren Orten Ausschau. Der Tegernsee war ideal dafür und lockte auch internationales Publikum an, darunter die russische Zarenfamilie. So kam Zar Nikolaus I. 1837 an den Tegernsee. Der gefiel ihm nicht nur der Ort, sondern auch das Miesbacher Alpfleckvieh, dass auf seinen Wunsch hin 53 Tiere nach St. Petersburg getrieben wurden. 1883 fuhr die erste Eisenbahn zwischen Gmund und München.

Zum Stolz der Gmunder Wirtschaftsgeschichte gehört auch Johann Mannhardt. Dem im Ort Geborenen werden etliche Erfindungen und technische Verbesserungen im Turmuhrenbau zugeschrieben.

Papierfabrik Louisenthal

Papierfabrik Louisenthal, Foto: Martin Schramme, 2021 Papierfabrik Louisenthal, Foto: Martin Schramme, 2021 Papierfabrik Louisenthal, Foto: Martin Schramme, 2021

Die Geschichte des Industriestandorts begann 1818, als Jakob Deisenrieder seine Uhrmacherei gründete. 1839 wechselte der Eigentümer und aus der Uhrenfabrik wurde eine Maschinenfabrik mit Hammerwerk. Außerdem entstand am Ort eine mechanische Flachsspinnerei. In den Folgejahren wechselten die Besitzer noch mehrfach und mit ihnen die Produkte. Auf Drahtstifte (Gmunder Stifte) folgten Fabrikate der Baumwollspinnerei. Zuletzt versuchte ein Kaffeehausbesitzer aus München, in dem lauschigen Tal eine Kneipp-Kuranstalt zu etablieren. Doch erst mit der Papierherstellung war jene Idee geboren, die sich als wirklich tragfühig herausstellen sollte.

1878 kaufte Carl Friedrich Haug das Anwesen im Louisenthal bei Gmund (Tegernsee) am Flüsschen Mangfall, um dort einen Papierfabrik zu etablieren. Dazu kaufte er zwei Holzschleifereien. Haug war zu der Zeit bereits Mitinhaber der Papierfabrik "Müller am Baum" im nahen Miesbach.

1964 kaufte das 1852 in Leipzig gegründete Unternehmen Giesecke und Devrient die Papierfabrik Louisenthal. Für die Fabrik in Leipzig hatten sich Hermann Friedrich Giesecke, Sohn des Mitbegründers der Schriftgießerei und Buchdruckmaterialienfabrik J. G. Schelter & Giesecke Leipzig, und Alphonse Devrient, Sohn des Gründers der ersten chemischen Fabrik im Deutschen Reich in Zwickau, zusammengetan.

1967 durfte die Papierfabrik Louisenthal erstmals das Sicherheitspapier für die Banknoten der Deutschen Bundesbank herstellen. Die Fabrik blieb alleinige Lieferant, bis 1999 der Euro eingeführt wurde.

1991 nutzte die Papierfabrik die Gunst der Stunde und kaufte von der Treuhand die Papierfabrik Königstein in Sachsen. Diese Fabrik hatte vor der Verstaatlichung das Papier für Banknoten hergestellt. 1914 gelang Hugo Hoesch der Einstieg in das lukrative Geschäft. 1969 produzierten die Königssteiner wieder Banknoten-Papier. Statt Reichsmark waren es nun Mark der DDR und der Betrieb hieß VEB Feinpapierfabrik Königstein.

mehr über die Papierfabrik

Büttenpapierfabrik Gmund (seit 1829)

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In der 1829 gegründeten Büttenpapierfabrik Gmund arbeitete noch 2021 eine Papiermaschine, die seit 1886 in Betrieb war. Damit war sie die älteste noch arbeitende Papiermaschine in Europa. Die Fabrik geht auf Johann Nepomuk Haas zurück, der an der Mangfall eine Papiermühle gründete.

Mit der Büttenpapier-Herstellung setzt Gmund Maßstäbe in Deutschland. Die Grundlage dafür legte Papierfabrikant und Visionär Ludwig Alois Kohler, der farbiges Papier mit Struktur erfand. Heute werden aus 48 Farben mehr als 300 Farbtöne produziert.

Papierfabrik im Internet
Filmkulisse Büttenpapierfabrik

Schuhmacherwehr an der Mangfall

Schuhmacherwehr an der Mangfall, Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021

Das Schuhmacherwehr, ehemals Mangfallwehr, gehört einem Bericht des "Münchner Merkur" von 2020 zufolge der Büttenpapierfabrik Gmund. Die Fabrik nutzt das Wehr, um Strom zu erzeugen. Bis dahin gab es schon fast 20 Jahre Diskussionen um die Frage, ob und wie das Wehr für den Hochwasserschutz am Tegernsee umzubauen wäre. Auch 2021 noch war man unseins, so dass auch die lange schon geplante Sanierung des Wehrs weiter auf sich warten ließ. Vom Wehr machen die Eigentümer der Büttenpapierfabrik auch die Zukunft der grünen Häuser am Wehr abhägig. Früher waren die Gebäude komplett mit Belegschaft der Papierfabrik belegt, jetzt ist von Abriss und Neubau die Rede.

Huf- und Wagenschmiede

, Foto: Martin Schramme, 2021 , Foto: Martin Schramme, 2021

Am Giebel eines Hauses an der Mangfall konnte man noch im Frühjahr 2021 den verblichenen Schriftzug "Huf- und Wagenschmiede(meister)" zu erkennen.

Wirtschaft vor 1945
A. Hiltl, Metkelterei und Großbienenzucht Gmund, Tegernseer Kloster Medicinal Met (1702)
Hotel Piusheim

Quellen
deutschlandfunkkultur.de
louisenthal.com
merkur.de
stiftung-teubner-leipzig.de
tegernseerstimme.de

Legende Met = Honigwein