Tanna (Thüringen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 17.12.2022

Tanna war einst ein Eldorado der Textilwirtschaft. In den Kellergeschossen ganzer Straßenzüge befanden sich Textilmaschinen. Dort wurde fleißig gestrickt und gestickt, oft im Auftrag größere Textilunternehmen in Plauen, der einstigen Hauptstadt der vogtländischen Textilindustrie. Mit einem Mamorsteinbruch machte die Kleinstadt in Thüringen an der Grenze zu Sachsen einst auch Schlagzeilen.

2001 war Tanna Drehort für den Film "So weit die Füße tragen", die Geschichte einer spektakulären Flucht aus einem Kriegsgefangenenlager in Sibirien.

Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb (VEAB)

Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021 Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, Foto: Martin Schramme, 2021

Verkehrsgünstig befand sich die Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb (VEAB) einst am Bahnhof Tanna. Im Frühjahr 2021 war die Nutzung des Objekts als landwirtschaftlicher Speicher lange Geschichte, aber noch hegte man in Tanna den Gedanken, dass sich an der historischen Stelle noch einmal was tun könnte. Auswärtige sollen das historische Gebäude gekauft und vor Ort erste Aktivitäten entwickelt haben. Nachdem die unmittelbaren Nachbarn, der alte Bahnhof und die Wollwarenfabrik Hofmann bereits saniert sind, wäre eine Reaktivierung des alten Speichers, ob nun als Speicher oder Wohn- und Bürogebäude, wie eine Komplettierung eines zeitweise fast vergessenen Areals.

Am Rosenteich in Frankendorf lief es anders: Dort fiel das VEAB-Gebäude bereits 2009. Nach jahrelangem Leerstand und Verfall hatte das Objekt nur noch als Ballast gegolten.

Bahnhof Tanna

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Der Bahnhof in Tanna befand sich einst an der Eisenbahn-Strecke Schönberg-Hirschberg. Das Hotel Lindenhof befand sich in der Nähe der Bahnstation. 2021 fuhren schon längst keine Züge mehr in Tanna, der Bahnhof aber war sehr belebt. Neue Nutzer, keine ausgewiesenen Bahnfreunde, hatten in dem Ziegelsteinbau ihr Eigenheim gefunden.

VEB Wollwaren Tanna

Wollwaren Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Wollwaren Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Wollwaren Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021

Das Objekt gehörte zu DDR zum VEB Wollwaren Tanna, dem Betriebsteil 4 des VEB Strickbandagen Zeulenroda. Aus der Fertigung kamen unter anderem Strickjacken und Pullover aus Wolpryla, einer Synthetikfaser, die wolliges Wunder der Chemie galt, sich allerdings zum Leidwesen einiger Zeitzeugen leicht elektrostatisch auflud, was mit einem markanten Knistern einherging und für im Dunkeln sichtbare, kleine Entladungsblitze sorgte.

VEB Ziegelwerk Tanna (ZWT)

Ziegelwerk Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Ziegelwerk Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Ziegelwerk Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Ziegelwerk Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Ziegelwerk Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Ziegelwerk Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021 Ziegelwerk Tanna, Foto: Martin Schramme, 2021

Das Ziegelwerk in Tanna ist seit Mitte der 1990er Jahre Geschichte. Als hier noch Ziegel produziert wurden, brachten Feldbahnen das Rohmaterial von zwei Abbaugruben zur Ziegelbrennerei. Bei dem Material handelte es sich um Schlämme (Lehm) aus dem Quartiär aus Arealen rechts und links der Bahnstrecke zwischen Tanna und Unterkoskau.

Videoaufnahmen von der Feldbahn der Ziegelei Tanna von 1994 (Youtube)

Marmorwerk Tanna

1892 sollte die Bahnstrecke von Schönberg nach Hirschberg gebaut werden. Auf der Suche nach Kies stießen die Bauherren bei Tanna auf Marmor. Drei Jahre später im September 1895 begann der reguläre Betrieb des Marmorbruchs in Tanna. Anfangs erfolgte der Transport der Steine nach Saalburg, wo man die Steine weiterverarbeitete. Später entwickelte sich Tanna zum selbstständigen Mamorwerk. Im Verbund der Saalburger Mamorwerke lieferte Tanna den Mamor "Saalburger Königsrot". 1945 endete die Geschichte des Bruchs, der heute, mitten im Wald am Mamorweg gelegen, geflutet ist.

Das Marmorwerk in Saalburg startete als Saalburger Marmorwerk Rödel & Co. Saalburger Mamor wurde unter anderem in Berlin, Madrid und Sankt Petersburg verbaut. Die spektakulärsten Mamorblöcke suchte NS-Reichskanzler Adolf Hitler für seine Neue Reichskanzlei aus. Zum Verbund der Marmorwerke gehörten neben Tanna und Saalburg noch die Standorte Tegau und Vogelsberg (Saalburg Altrot und Saalburg Buntrosa), Kapfenberg (Colombriso, Dunkelgrau), Rothenacker (Saalburg Violett) und Pößnigsbachtal (Saalburg Meergrün und Saalburg Schwarz).

Zu DDR-Zeiten (1949-1990) arbeiteten die Marmorwerke weiter als VEB Saalburger Marmorwerke. Heute ist das Unternehmen noch immer aktiv.

Betriebe in der DDR
VEB Arbeitskleidung Tanna
VEB Bekleidungswerk Tanna (Arbeits- und Herrenbekleidung auch für den Export)
VEB Berufsbekleidung Tanna (mit Betriebssportgemeinschaft)
VEB Faltjalousie Tanna
VEB Herrenkonfektion Tanna
VEB Herrenoberbekleidung Tanna
VEB Spezialarmaturen Tanna
VEB Wollwaren Tanna
VEB (K) Ziegelwerk Tanna

Wirtschaft vor 1945
Adler-Drogerie Fritz Eckner, Photo- und Farbenhaus, Tanna
Genossenschaftsbank für Triebes und Umgebung e.G.m.b.H. Triebes-Reuß
Kurt Müller Bauer, Aufzucht von Zugochsen, Tanna, Oelstr. 5
Marmorbruch und Marmorwerk Tanna (Saalburger Marmorwerk Rödel & Co)
Siegfried W. Mende Wäsche-Fabrik
Tannaer Bank Filiale der Geraer Bank, e.G.m.b.H.

Eintrag zu Tanna im Brockhaus-Lexikon von 1895
Stadt im Landratsamt Schleiz des Fürstentums Reuß jüngere Linie, an der zur Saale gehenden Wettera und der Nebenlinie Schönberg-Hirschberg der Sächsischen Staatsbahnen. Post, Telegraph, Gerberei, Stickerei und Weberei.

Eintrag zu Schleiz im Brockhaus-Lexikon von 1895
Woll- und Baumwollweberei, Strumpfwirkerei, Gerberei, Brauerei, Fabrikation von Metallwaren (Lampen), Spielwaren und Lebkuchen.

Quellen
saalburger-marmor.de
stadt-tanna.de

Legende VEAB = Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb