Penig ist eine sächsische Kleinstadt an der Mulde. Im Mittelalter war Penig für sein Töpfereiwesen bekannt. Wegen der Brandgefahr arbeiteten sie auf dem Topfanger vor den Toren der Stadt. Später wurde die Papierfabrik direkt am Fluss zu einem der stadtbildprägenden Elemente.
1847 bekam Penig die erste Straßenbeleuchtung. 1864 erfolgte dann der Anschluss ans Telegraphennetz. Die erste Eisenbahnverbindung stand 1872 nach Narsdorf. Weitere Bahnverbindungen folgten 1875 nach Glauchau und Leipzig sowie 1876 nach Rochlitz und Großbothen. 1887 war die wirtschaftliche Entwicklung Penigs im Zuge der Industrialisierung so weit forgeschritten, dass man die erste Gewerbe- und Industrie-Ausstellung abhielt. 1888 leistete man sich dann auch endlich ein Trottoir (Gehsteig, Gehweg) und geht schrittweise den Weg raus den unhaltbaren hygienischen Zuständen, die jahrhundertelang in deutschen Städten herrschten und zahlreiche Krankheiten mit sich brachten.
Vitzthums Restaurant
Vitzthums Restaurant und Hausschlächterei.
Papierfabrik Penig
Burghardt Schmidt aus Glauchau begann im Frühjahr 1537 in Penig das Geschäft des Papierschöpfens. 1603 übernahm die Familie Lenkersdorfer und bekam 1609 vom sächsischen Kurfürsten das Lumpensammlerprivileg. Beim Stadtbrand 1711 brannte auch die Papiermühle ab, doch die Peniger bauten sie schnell wieder auf. Um 1737 übernahmen die Kefersteins die Geschäfte in Penig. Sie produzierten dann auch 1772 das Papier für das erste deutsche Papiergeld in Sachsen. In den 1830er Jahren übernahm Ferdinand Traugott Flisch die Papiermühle in Penig, nachdem sie von den Erben von Gustav Franz Keferstein aus der Papiermüller-Dynastie Keferstein zum Kauf angeboten worden war. 1864 entstand auf dem Werksgelände eine Gasanstalt, die das Werk und die Stadt Penig mit Leuchtgas versorgte. In der Papierfabrik ging man mit der Zeit. Das galt auch am Ende auch für die Finanzierung, denn ab 1872 liefen die Geschäfte als Aktiengesellschaft. 1889 kam das benachbarte Schloss in den Besitz der Papierfabrikanten, die es als Lager für ihre Lumpen nutzten (Lumpenschloss)
1945/46 enteigneten die Sowjets den Betrieb. 1948 ging die Papierfabrik ins Volkseigentum über. Es entstand der VEB Patentpapierfabrik Penig, der später ein Teilbetrieb des Kombinats Zellstoff und Papier Heidenau wurde. 1972 kam die Rochsburger Papier- und Pappenfabrik Christian Braun KG zum Peniger Werk dazu. 1976 folgte des Papierwerk in Wolkenburg. Hauptprodukt waren Dekorpapiere. Zur Produktionspaletten gehörten außerdem Strukturtapete, Tapetenrohpapier, Schreibblocks, Isolierpapier, Zinkoxidpapier, Zigarettenfilter und Laminat.
Die Papierfabrik Schöller, gegründet 1895 in Osnabrück, führt die alte Patentpapierfabrik seit dem Kauf von der Treuhandgesellschaft im Herbst 1991. Felix Schoeller Group ist ein Weltkonzern mit Standorten in elf Ländern, auch in Penig hat sich die Schoeller Technocell GmbH & Co. KG niedergelassen. In Penig hat man sich auf Regeneratpapier und dunkelfarbige Dekorpapiere spezialisiert. Die Kapazität des Standorts betrug 2022 nach Firmenangaben 30.000 Tonnen. Einige der alten Kollergänge aus der Papierherstellung sind heute Ausstellungsstücke und stehen vor dem Werkstor und am Ortseingang von Penig.
Tageblatt-Buchdruckerei Penig
Das überformte Brockbauwerk mit der Aufschrift Tageblatt-Buchdruckerei steht im Denkmalverzeichnis der Stadt Penig.
HO Goldener Stern
Das ehemalige Geschlechterhaus Baujahr 1536 mit der Aufschrift "HO Goldener Stern" befindet sich am Marktplatz von Penig und stellt einen hochwertigen Renaissancebau dar. In den frühen DDR-Jahren stand an dem Gebäude noch "Gasthaus Goldener Stern". Auf noch älteren Postkarten ist zu sehen, dass es auch die Variante "Gasthaus zum goldnen Stern" gab.
Im Sommer 2022 war die Sanierung des Bauwerks und der Umbau zum Wohn- und Geschäftshaus im vollen Gange.
Betriebe in der DDR
Alban Göpel KG, Ziegelwerk
Edela Strumpffabrik Penig
Peniger Emaillier-Werke Vieweg & Förster, Leipziger Str. 42 (nachweislich noch 1968 tätig)
VEB Geithainer Emaillierwerk, Betriebsteil Penig
VEB Getränkebetrieb Penig
VEB Getriebewerk Penig
VEB Landtechnischer Anlagenbau Karl-Marx-Stadt, Sitz Niederwiesa, Betriebsteil Penig
VEB Leder- und Plastverarbeitungswerke Dresden, Werk V Penig
VEB Modedruck Gera, Werk II Penig
VEB Papierfabrik Penig
VEB Patentpapierfabrik Penig
VEB Peniger Maschinenfabrik (Grüßte 1957 auf Schreiben an Kunde mit dem Solgan "Für Einheit und Frieden!".)
VEB Sattlerwarenfabrik Penig
PGH "Elektra" (gegr. 1960)
LPG "Muldenperle" (gegr. 1960)
Wirtschaft in Penig vor 1945
Adolf Lamprecht Stanz-, Emaillier- und Aluminiumwerk Penig
Automobil-Omnibusgesellschaft Penig-Hartmannsdorf (gegr. 1910)
C. A. Meißner Mineralwasser-Fabrik
Curt & Hans Zöllner Baugeschäft, Dampfsägewerk, Holzhandlung, Baumaterialien (gegr. 1846)
Curt Tetzner Handschuhe, Strumpfwaren, Trikotagen
Dampf Chocolade Fabrik Niederlage Richard Selbmann, Dresden
Dampfsägewerk Zällner (gegr. 1893)
Emaillierfabrik Adolph Lamprecht (gegr. 1886)
Emaillierfabrik Richard Mörtzsch (gegr. 1870)
Emil Veit & Söhne (Korbwaren, Kinderwagen, Lederwaren, Haushaltsartikel)
Fabrik und Druckerei wollener Waaren von J. D. Teichmann in Penig
F. J. Wagner Eisen- und Kurzwarenhandlung, Spezial-Geschäft für Hufschmiede und Wagenbauer (gegr. 1855)
Handschuhfabrik Dr. Albert Harzer (gegr. 1927)
Handschuhfabrik Wagner (gegr. 1923)
Hermann Steins Schuhwaren-Haus
Hotel Stadt Leipzig
Korb- und Kinderwagengeschäft von Emil Veit
Maschinenfabrik Adolph Oeser
Muldenthaler Emaillier- und Stanzwerke Richard Mörtzsch Penig (gegr. 1887, emaillierte Haus- und Küchengeräte, Versandgefäße, Ofenrohre, Bogenknie)
Otto Herzog Buchhandlung, Papierhandlung, Buchbinderei, Bürobedarf
Papyroplastwerke Penig (gegr. 1915 für die Herstellung von Papierhohlkörpern, seit 1929 Deutsche Papyroplastwerke A.G. Penig, Mitbesitzer Metropole Industries Ltd. London, seit 1944 Rüstungsbetrieb)
Patentpapierfabrik zu Penig, Penig in Sachsen (Peniger Feinpapiere seit 1537)
Peniger Emaillier-Werke Vieweg & Förster (gegr. 1870, Spezial-Fabrikation emaillierter Versandgefäße, Ofenrohre, Kochgeschirre, Lohnemaillierung)
Peniger Maschinenfabrik und Eisengiesserei Aktiengesellschaft, Specialfabrik für Transmissionen (gegr. um 1880, seit 1890 AG zunächst in Berlin, Sitzverlegung nach Penig noch im selben Jahr, mit Abteilung Unruh & Liebig in Leipzig seit 1899, im Ersten Weltkrieg Bau von Munitionsaufzügen für Kreuzer und Schlachtschiffe, 1937 Umfirmierung in Peniger Maschinenfabrik und Unruh & Liebig AG mit Sitz in Leipzig, Zwangsarbeit sowjetischer Kriegsgefangener aus Zeithain)
Peniger Strumpffabrik Dr. Albert Harzer
Sattlerei und Polstermöbel von Oswald Landgraf
Stoffdruckerei A. Glaser (gegr. 1871)
Strickgarnspinnerei Amerika
Tapisserie, Woll-, Weiß- und Kurzwaren Oscar Korndörfer
Vitzthums Restaurant
Eintrag im Brockhaus von 1894
Stadt an der Zwickauer Mulde, der Linie Glauchau-Großbothen und der Nebenlinie Penig-Waldheim der Sächsischen Staatsbahnen; Post zweiter Klasse, Telegraph, gräfliches Schloss und Parkanlagen, Sparkasse, Vorschußverein, neues Krankenhaus, Wasserleitung, Kanalisation, Gasanstalt, neuer Schlachthof; Eisengießerei, Wollwebereien, Zeugdruckereien, Papier- und Zementfabrik, Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, Emaillierwerke, Dampfsägewerk, Ziegeleien, Töpfereien und große Sandgruben.
Quellen
alamy.de
erinnerungsort-penig.de
picclick.de
yumpu.com/de/document/read/3418499/zeittafel-penig