Freital / Deuben (Sachsen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 27.01.2024

Steinkohlefunde bildeten um 1800 einen Grundstock für die bald einsetzende Industrialisierung in Freital. Der Steinkohlenbergbau in der Region erlangte schließlich deutschlandweit Bedeutung. Ernst Friedrich Wilhelm Lindig (1779-1852) eintwickelte gar die weltweit bedeutende Technologie der Kohlenwäsche. Lindig kam von der Bergakademie in Freiberg, wo er gemeinsam mit Herder und Novalis studierte.

Lederfabrik Heinrich Berger & Co. / VEB Freitaler Lederfabrik (Abriss 2019)

Lederfabrik Heinrich Berger Freital, Foto: Martin Schramme, 2016 Lederfabrik Heinrich Berger Freital, Foto: Martin Schramme, 2016 Lederfabrik Heinrich Berger Freital, Foto: Martin Schramme, 2016 Lederfabrik Heinrich Berger Freital, Foto: Martin Schramme, 2016 Lederfabrik Heinrich Berger Freital, Foto: Martin Schramme, 2016 Lederfabrik Heinrich Berger Freital, Foto: Martin Schramme, 2016 Lederfabrik Heinrich Berger Freital, Foto: Martin Schramme, 2016

Das große Hauptgebäude der ehemaligen Lederfabrik ist der Rest eines Gebäudeensembles, steht unter Denkmalschutz und wurde 2014 von der Stadt Freital gekauft. Im November 2017 stellte die Gemeinde eine denkmalschutzrechtliche Abrissgenehmigung. Im Anschluss gab es Streit um die Frage, ob der Stadt Freital zugemutet werden kann, wenigstens die Fassade des ortsgeschichtlich bedeutsamen Gebäudes zu erhalten. 2019 erfolgte der Abriss des inzwischen völlig ruinierten Industrieobjekts. Wieder wurde ein großartiges Stück deutsche Geschichte ausgelöscht.

Geschichte der Fabrik: Die Brüder Heinrich Reinhold und Karl Oswald Sohre starten 1893 die Produktion in ihrer Lederfabrik. In der Nachbarschaft befindet sich eine Samtfabrik. 1922 schließen sie sich mit der Gerberei Berger in Ostritz bei Görlitz zur Lederfabrik Heinrich Berger & Co. zusammen. Die Fabrik übersteht den Zweiten Weltkrieg. 1946 folgen Enteignung und Verstaatlichung. 1950 trennt der junge sozialistische Staat DDR die Betriebe in den VEB Lederwerk "Friedensgrenze" Ostritz und den VEB Freitaler Lederfabrik.

Alter Spielwarenladen

Alter Spielwarenladen, Foto: Martin Schramme, 2016 Alter Spielwarenladen, Foto: Martin Schramme, 2016 Alter Spielwarenladen, Foto: Martin Schramme, 2016 Alter Spielwarenladen, Foto: Martin Schramme, 2016 Alter Spielwarenladen, Foto: Martin Schramme, 2016

Aufschriften an den Mauern dieses Eckgeschäftes erinnerten noch im Juni 2016 an längst vergangene Zeiten: "Puppen u. Puppen-Sportwagen | Galanterie und Spielwaren | Puppen und Puppenteile." Nach Art der Aufmachung der Werbung stammen die Aufschriften wahrscheinlich aus der Kaiserzeit (bis 1919) oder der Weimarer Republik (1919-1933).

VEB Kamerafabrik Freital

Mit der Gründung der Freitaler Kamera-Industrie Beier & Co. 1923 begann die Kameraproduktions-Geschichte in Freital. Das Unternehmen stellte anfangs Plattenkameras her, Klapp- und Boxkameras folgten um 1930. Von 1941 bis zum Kriegsende 1945 war die Produktion komplett auf die Kriegswirtschaft umgestellt und Zulieferer der Askania-Werke in der Reichshauptstadt Berlin. Teile für den Luft- und U-Bootkrieg wurden gefertigt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Besetzung durch die Russen erfolgte die Demontage der Anlagen. Zurück blieb eine Belegschaft, die mit den wenigen verbliebenen Mitteln Waren herstellten, die in der Zeit von Hunger und Mangel wichtiger waren als Kameras. 1949/50 lief die Kamerafertigung wieder an. 1958 präsentierte die Kamerafabrik aus Freital die neue Beirette, die erste Kleinbildkamera der DDR mit Schnellspannhebel. 1965 war das Kamera-Werk das erste in der DDR, das auf Fließbandarbeit umstellte. Ende April 1972 wird auch in Freital die Verstaatlichung der Betriebe abgeschlossen und Beiers Kamerafabrik zum VEB Kamerafabrik Freital. Im Zuge der Kombinatsbildung in der DDR wurde die Kamerafabrik in Freital 1976 dem Kombinat VEB Pentacon zugeordnet, das 1985 wiederum im Kombinat VEB Carl Zeiss Jena aufging.

Derweil machte auch ein anderer Kamera-Hersteller Schlagzeilen in Freital: die Thowe-Kamera-Werk AG. Mitgründer des Unternehmens 1914 war Woldemar Beier. Doch nach den zahlreichen Wirtschaftskrisen der Weimarer Republik und der Machtergreifung der Nazis kam 1932/33 das Ende für das Kamera-Werk. Die AG wurde aufgelöst. Ein Trauerspiel, waren die Kameras von Thowe sogar bis nach Japan verkauft worden.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Alpha Chemische Fabrik, Freital, Hüttenstraße 14
VEB Edelstahlwerk "8. Mai 1945" Freital, Hüttenstraße 1
VEB Eisenhammerwerk Dresden-Dölzschen, Freital
VEB Fototechnik Freital
VEB Freitaler Lederfabrik
VEB Glaswerk Freital
VEB Kamerafabrik Freital (Herstellung Kleinbildkamera 24x38 mm, Fotoapparat Beirette)
VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Freital
VEB Lebensmittelindustrie Freital
VEB Papierfabrik Hainsberg, Freital (Hainsberg ist ein Orsteil von Freital in Sachsen)
VEB Plastmaschinenwerk Freital, Hüttenstraße 14 (Trusioma, VEB Kombinat Umformtechnik "Herbert Warnke")
VEB Pressenwerk Freital
VEB Reise-Plastik Freital, Güterstraße 4
VEB RUMBO-Seifenwerk Freital
VEB Sächsische Porzellan-Manufaktur Dresden, Freital, Bachstraße 16 (Zier- und Luxusporzellane)
VEB Steinkohlenwerk Freital
Friedrich Müller KG, Maschinenfabrik Freital
Zechel & Hänsel Nachfolger KG Zementwaren-Fabrik, Freital-Deuben

Wirtschaft in Freiberg (Sachsen) vor 1945
Bernhard Lange, Möbelfabrik und -handlung, Freital-Deuben, Bahnhofstr. 9 (Wohnungseinrichtungen, Innenausbau, Einzelmöbel, Polstermöbel)
Bombastus-Werke (Arzneimittelhersteller, gegr. 1904)
Carl. u. Ernst Bernd, Sammetfabrik
Chemische Fabrik Walter & Co.
Deutsche Xylolith-Platten-Fabrik Otto Sening & Co. GmbH, Freital-Dresden (Xylolith-Trittbretter für Straßenbahnwagen, Fußboden- und Treppenstufen-Beläge, Fensterbretter, Tischplatten, Isolierplatten, Trennwände und Schutzplatten in der Elektrotechnik, Bremsbacken für Förder- und Lufthäspel, Friktionsscheiben u.a. für Autos, Ofen-Unterlegplatten, Kanal-Abdeck-Platten, außerdem: Magensit, Holzmehl, Talkum, Chlormagnesium in Laugenform, Erdfarben Goldocker, Tiefschwarz, Roteisenoxyd, Leinöl technisch)
Egermühle Freital
Emil Findeisen Bildhauerei, Kunststeinwerk, Freital-Deuben, Körnerstr. 8 (Atelier für Friedhofskunst, moderne Grabdenkmäler in Granit, Syenit, Marmor, Natur- und Kunststein, Grabeinfassung in allen Größen, Erneuerung alter Grabstätten und Inschriften)
Fischer & Co. KG, Freital-Potschappel (gegr. 1910, Spezialfabrik für Drehbänke)
Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerke
Freitaler Kameraindustrie Beier & Co. (gegr. 1923)
Freitaler Kreditbank Aktiengesellschaft
Freitaler Stahlindustrie GmbH
Friedrich Müller Maschinenfabrik, Freital bei Dresden (gegr. 1879, mit Zweigfabrik in Meißen, Spezialmaschinen für die Papier-Verarbeitung, Rill- und Schlitzmaschinen, Spezialität: Herstellung von Wellpapp-Erzeugungs- und Verarbeitungs-Maschinen)
Fr. Wilhelm Kutzscher Maschinen- und Glasformenfabrik, Eisengiesserei Freital-Deuben (gegr. 1905, Spezialitäten: Maschinen für die Glasherstellung, Bearbeitung und Veredlung, Glasblasmaschinen, Formen für Press-, Hohl-, Beleuchtungs- und Maschinenglas)
Georg Voß & Co., Naxos-Schmirgelwerk Freital-Deuben
Gustav Köhler, Bauwerke, Freital-Potschappel, Coschützer Str. 32
Heitzig & Co. Fräsmaschinenfabrik Freital-Dresden (gegr. 1879)
Hofmühle Potschappel Weichold & Lochmann
Königlich Sächsischen Steinkohlenwerke im Plauenschen Grunde
Korb-Industrie Max Plaschke, Freital-Potschappel (Fabrikation mit elektrischem Betrieb von Blumenkörben, Rindenschalen, Jardinieren, Reisignestern usw.)
Lederfabrik F. G. Sohre AG Freital-Deuben (gegr. 1893)
Lederfabrik Heinrich Berger & Co.
"Majasso"-Schokoladen-Fabrik M. Jähnigen Söhne, Freital I
Maschinenfabrik J. S. Petzholdt Freital-Döhlen bei Dresden (gegr. 1853, Älteste Spezialfabrik für Kakao-, Schokoladen- und Zuckerwarenmaschinen; Kreisel-Mischer)
Max & Ernst Hartmann Maschinenfabrik und Apparatebau (gegr. 1904, Original Hartmann-Dämpf-, Heiz- und Koch-Anlage)
Oswald Müller Lederfabrik und Treibriemenfabrik
Richard Eger Egermühle
Richard Zieschang Dachdeckungsgeschäft, Freital, Untere Dresdner Str. 25b
Rumbo-Seifen-Werke (Gebr. Rumberg - Freital in Sachsen, Umbau der Seifenfabrik ab 2015 zum Wohnhaus)
Sächsische Armaturenfabrik W. Michalk & Sohn Freital-Dresden (Maschinenfabrik, Apparaturenbau, Gießerei)
Sächsische Gußstahl-Werke Döhlen AG Freital in Sachsen (Zweigwerke in Cainsdorf und Pirna)
Sächsische Porzellanfabrik zu Potschappel von Carl Thieme (gegr. 1872, Manufaktur des echten handgemalten Dresdner China-Porzellans, Export in alle Teile der Welt; Vasen, Schreibzeuge, Körbe, Dosen, Gebrauchsgeschirre)
Sammt-Fabrik von Carl und Ernst Berndt in Deuben-Freital
Schokoladenfabrik Rudolf Jähnigen, Freital, Poisentalstr. 45
Thowe-Kamera-Werk Aktiengesellschaft, Fabrik für Photoapparate und Bedarfsartikel Freital-Dresden
Wilhelm Lampadius GmbH Grosshandlung (chem., pharm., kosmet. und einschlägiger Erzeugnisse, Freital, Bahnhofstr. 35)
Zechel & Hänsel Nachfolger KG Zementwaren-Fabrik, Freital-Deuben

Eintrag unter Deuben im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der Weißeritz und der Linie Dresden-Chemnitz der Sächsischen Staatsbahnen. Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung; Glas- und Emaillierhütten, Dampfziegeleien, Tischlereien, Schneidemühlen, Maschinenfabrik- und Eisengießerei, Fabrikation von Cigarren, Sammet, Schmiedeteilen, Blechkochgeschirr, Lack, Dachpappe, Holzcement und Asphalt, ferner Bau- und Kunstschlosserei, Vernickelungsanstalt, Buchdruckerei, Lohgerberei, Handelsmühle und in der Umgebung Steinkohlenbergwerke und Maschinenfabriken.

Begriffslegende
Jardiniere = Blumenbehälter (franz.: Gärtnerin von Jardin, der Garten)
Syenit = magmatisches Tiefengestein
Xylolith = Steinholz, 1867 von Stanislas Sorel entdecktes Material, das sich beim Mischen von Magnesiumoxid und Magnesiumchloridlösung ergibt.

Quellen
beier-kamera.de
museum-digital.de
picclick.de