Delitzsch (Sachsen)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 24.10.2022

Diverse Rohstoffvorkommen, die zentrale Lage und gute Böden waren für Delitzsch eine gute Ausgangslage für die wirtschaftliche Entwicklung im Industriezeitalter. Der Bau wichtiger Eisenbahnstrecken Ende des 19. Jahrhunderts rundete dieses Bild ab. Bier, Zucker, Schokolade - am Ende entwickelte sich Delitzsch zum Ort des Genusses. Aber auch mit der Entwicklung und Produktion von Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln machte sich die Stadt einen Namen.

BHG Delitzsch am Bahnhof

BHG Delitzsch am Bahnhof, Foto: Martin Schramme BHG Delitzsch am Bahnhof, Foto: Martin Schramme

Die BHG war in der DDR die Bäuerliche Handelsgenossenschaft. Sie versorgte Landvolk und landwirtschaftliche Betriebe mit Produktionsmitteln, Gartenware und Waren des täglichen Bedarfs und wickelte auch Bankgeschäfte ab.

Dampfmahlmühle (gebaut ab 1875) / Walzenmühle Delitzsch (1885)

Walzenmuehle Delitzsch, Foto: Martin Schramme Walzenmuehle Delitzsch, Foto: Martin Schramme Walzenmuehle Delitzsch, Foto: Martin Schramme

Der Bau der Walzenmühle unweit der seit Sommer 1872 vollständigen Bahnstrecke Halle-Cottbus durch die Gebrüder Schaaf OHG (Bruno und Rudolph Schaaf, Söhne des früheren Hotel-Besitzers "Zum Schwan") datiert auf das Jahr 1875. Der Gründerzeitbau entstand im Ensemble mit einer Fabrikantenvilla. Am 17. Juli 1875 gegen 15 Uhr wurde die Baustelle von einem kurzen, heftigen Gewitter getroffen. Laut Stadtchronik mischte sich in den zehnminütigen Regenguss Graupel und ein heftiger Donnerschlag, wobei ein Blitz in die gerade erst fertiggemauerte Esse fuhr und zwei Arbeiter verletzte, die gerade mit dem Bau des Blitzableiters beschäftigt waren und wie alle Menschen im Ort von der Wetterlaune überrascht wurden. Zum Objekt gehörte anfangs auch ein Verladebahnhof. Die bis 1876 fertiggestellte Fabrik samt eleganter Villa, Kunstgarten und Fontaine erregte Aufmerksamkeit und ward als geschmackvoll gewürdigt. Allerdings machten allerlei Spekulationen die Runde, woher die Gebrüder so viel Geld besäßen. Am 31. Juli 1876 endete das Rätselraten: Das Kreisgericht versiegelte die bereits heftig arbeitende Mühle auf Wunsch der Gläubiger. Nun kam heraus, dass viele Handwerker nicht bezahlt sowie Kredite und Hypotheken bei der Stadtsparkasse aufgenommen waren. Am 11. Oktober 1876 wurde das Konkursverfahren eröffnet mit dem Verkauf von Luxusg¨tern, Getier und ausländischen Gewächsen. Nach dem Konkurs der Gründer fiel der Gebäudekomplex an die Leipziger Bank, die das Objekt 1881 an Franz Heinrich Bauer verkaufte. Später übernahmen die Söhne Hans und Friedrich die Mühle und führten sie weiter. Im Mai 1907 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Besitzern der Walzenmühle und streikenden Arbeitern. Die Aufständischen beliebten, sich gewerkschaftlich zu organisieren, was die Betriebsleitung versagte. Neben der treuen Gefolgschaft leiß man nun einige auswärtige Arbeiter die Aufgaben erledigen.

Am 16. September 1914 starb der Walzenmühlenbesitzer Franz Heinrich Bauer auf seinem Gut in Uyst (Oberlausitz) an Herzschlag. Vier Tage später trug man ihn in Delitzsch zu Grabe. 1929/30 kam der Mühlbetrieb im Zuge der Weltwirtschaftskrise zum Erliegen. Die Absicht von Inhaber Hans Bauer, das Grundstück an die Stadt Delitzsch zu verkaufen, scheiterte im Oktober 1930, nachdem der Magistrat eine Besichtigung mit der Ansicht beschloss, dass das Objekt für den Ausbau als Schule nicht geeignet sei. Nach einem neuerlichen Anfang lief der Betrieb auch 1938 als Firma F. H. Bauer. Die Gebäude dienten unter anderem Lagerzwecken. Ferner entstand im Januar 1938 eine Schweinemast, womit ein Beschluss des Ernährungshilfswerkes der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) umgesetzt wurde. Ziel der NSV-Initiative war es, im gesamten Reichsgebiet pro Jahr bis zu eine Millionen Schweine für die Nahrungsmittelproduktion zu mästen, wofür in Haushalten und Kantinen Lebensmittelreste gesammlt wurden. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wohnten und arbeiteten Menschen vom Reichsarbeitsdienst (RAD) im Objekt. 1945 kamen in der Mühle Kriegsflüchtlinge aus dem deutschen Osten unter. Im Januar 1946 waren sie an andere Orte verteilt. In der DDR (1949-1990) war das Mühlensemble Speicher für diverse landwirtschaftliche Erzeugnisse des Volkseigenen Erfassungs- und Aufkaufbetriebs (VEAB). Nach dem Ende des Sozialismus und der Reprivatisierung kam das Objekt schließlich an die Walzenmühle GmbH & Co. KG.

Private Sternwarte

Private Sternwarte, Foto: Martin Schramme

Unweit des Bahnhofs ist diese kleine Kuppel einer offenbar privaten Sternwarte zu sehen. Sie entstand offenbar zu DDR-Zeiten.

Einfahrt zur Zuckerfabrik Delitzsch

Einfahrt zur Zuckerfabrik Delitzsch, Foto: Martin Schramme

1889 wurde die Zuckerfabrik Delitzsch AG gegründet. Mehr als 50 Aktionäre starten das Unternehmen mit 313 Aktien und 900.000 Reichsmark Stammkapital. 1890 startete die erste Kampagne, parallel wurde die Zuckerfabrik nahe der Bahnlinie errichtet. 1894 wurdu aus der AG eine GmbH. Die Fabrik wurde ständig ausgebaut und erweitert durch neue Maschinen und Gebäude oder Gebäudeteile. 1908 bekamen die Arbeiter auf dem Fabrikhof eine eigene Unterkunft. Nur in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 ruhte der Ausbau. Ab 1922 wurde die Zuckerfabrik schrittweise auf Strom umgestellt. Später erneut erweitert, nachdem drei Zuckerfabriken im Umland geschlossen hatten. 1937 wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Rübenblätter zur Futterherstellung zu verwenden. 1938 wurde das leerstehende benachbarte Mühlengrundstück erworben und als Lager genutzt. 1946 ging die Werkseinrichtung der Zuckerfabrik als Reparationszahlung für die Zerstörungen und Leiden des Zweiten Weltkrieges an die Sowjetunion. Von 1952 bis 1955 wurde die Fabrik wieder aufgebaut. 1955 wurde der Neubau als größte und modernste Zuckerfabrik der DDR übergeben. Ein erster Anlauf zum Neubau 1947 war noch daran gescheitert, dass die benötigten Materialien und Maschinen nicht zur Verfügung standen. Von 1960 bis 1972 nutzte der VEB Zuckerfabrik Delitzsch die Vegetationszeit der Zuckerrüben, um bis zu 20.000 Tonnen Rohrzucker aus Kuba zu verarbeiten. 1971 galt die Zuckerfabrik, die seit 1966 zum VEB Zuckerkombinat "Fortschritt" Zeitz gehörte, als Modellfabrik der DDR-Zuckerindustrie. Eine neue Welle der Modernisierung und Rationalisierung setzte ein. Silos und Dicksaftbehälter wurden aufgestellt. 1991 übernahm die Südzucker AG das Werk und modernisierte es mit einer Gesamtinvestition von 150 Millionen D-Mark. 1998 fuhr die Fabrik seine 100. Kampagne mit einer Tagesleistung von 7071 Tonnen. 1955 hatte die Leistung bei 1125 Tonnen gelegen, 1976 bei 2558 Tonnen und 1990 bei 4298 Tonnen. 2000 war Schluss. Inzwischen ist die Fabrik abgerissen und das Gelände ein Solarpark.

Wasserturm auf RAW-Areal

Wasserturm auf RAW-Areal, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

In den Jahren 1902 bis 1904 erhielt Delitzsch ein öffentliches Trinkwasser-Versorgungsnetz. Dieser Wasserturm befndet sich auf dem Gelände des 1908 gegr¨ndeten Reichsbahnausbesserungswerkes Delitzsch.

Wasserturm an der Bahnstrecke

Wasserturm an der Bahnstrecke, Foto: Martin Schramme Wasserturm an der Bahnstrecke, Foto: Martin Schramme Wasserturm an der Bahnstrecke, Foto: Martin Schramme

In der Zeit zwischen 1902 und 1904 wurde der Wasserturm in Delitzsch errichtet. Damals erhielt die Stadt eine öffentliche Wasserversorgung. Der Turm wurde dem Stand der Technik entsprechend mit dem seit 1885 verbauten Intze-Behälter ausgestattet. Den Name hat der Behälter nach seinem Erfinder, dem Wasserbauer Otto Intze (1843-1904). Er erfand eine Bauform, die es ermöglichte, Wassertürme mit schmalerem Fuß zu bauen und so Baumaterial zu sparen. Am 15. März 1902 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, eine Wasserleitung zu errichten. Nördlich der Stadt auf dem Hospitalfeld unweit der Bitterfelder Chaussee sollten drei Brunnen und ein Pumphaus entstehen und südlich der Stadt an der Bahnlinie Sorau-Halle ein Wasserturm. Zwischen beiden Einrichtungen sollte sich das Leitungsnetz erstrecken. Geplante Kosten: 430.000 Mark. Anfang 1903 begann der Leitungsbau. Bis zum Oktober des Jahres sollte er abgeschlossen sein. Nur Wochen vor der Fertigstellung überschattete ein Unfall die Bauarbeiten. Am 27. August 1903 stürzte ein Arbeiter vom Wasserturm herab. Seinen schweren Verletzungen erlag er wenig später im Hospital.

Silberthaler Fleischwaren

Silberthaler Fleischwaren, Foto: Martin Schramme Silberthaler Fleischwaren, Foto: Martin Schramme

Nach zwei Insolvenzen wurde die Silberthaler Fleisch- und Wurstwaren GmbH Delitzsch (Silberthaler Fleischwaren) im Jahr 2009 von der Meemken Wurstwaren GmbH & Co. KG aus Gehlenberg (Niedersachsen) gekauft, die selbst seit 1934 aktiv ist. Seit 2009 stellt das Unternehmen auch Wurstwaren nach den Regeln des islamischen Rechts für Halal-Lebensmittel her (Halal-Zertifikat seit 2008). Durch den Zukauf von Delitzsch sicherte Meemken die Herstellung des erlaubten Fleisches (halal) ab, weil nun Produkte aus Schweinefleisch (für Muslime verboten) einerseits und Geflügel- sowie Rindfleisch andererseits getrennt hergestellt werden können. Die komplette Schweinefleisch-Produktion läuft in Delitzsch.

Meemken Werksverkauf Delitzsch

VEB Delicia Delitzsch

Delicia-Etikett, Scan: Martin Schramme

Das traditionsreiche Unternehmen Delicia aus dem Osten Deutschland (gegr. 1817) wurde geschluckt von dem erst 1975 in Unna gegründete westdeutsche Unternehmen Frunol. Das 1997 entstandene Fusionsgebilde heißt Frunol Delicia. Plattgemacht oder geschluckt - so lief es meistens nach der so genannten Deutschen Einheit 1990. Schon 1991 standen in diesem Fall die "Wessis" im Osten bei der Treuhand auf der Matte, die ein gigantisches Konvolut an DDR-Wirtschaftsobjekten verschleuderte. 2017 feierte Frunol Delicia dann stolz 200 Jahre Firmengeschichte. Rosinenpicken nennt man das.

Dabei lohnt ein Blick auf die Geschichte in Delitzsch: Carl Christian Freyberg kaufte 1817 die "Apotheke zum weißen Adler" in Delitzsch und etablierte nebst der Fabrik pharmazeutischer Präparate auch die Herstellung von Schädlingsbekämpfungsmitteln. 1888 kam mit der Gründung der gleichnamigen Chemischen Fabrik der bis heute weithin bekannte Name Delicia (Delitia) auf. Erst 1899 folgte beim Kaiserlichen Patentamt in der Reichshauptstadt Berlin die Registrierung des Namens als Marke. 1910 kannte und bezog man die Produkte in Europa und Übersee. 1934 folgte ein Patent für das Verfahren, mit Phosphorwasserstoff Getreideschädlinge wie den Kornkäfer auszumerzen. Ab 1935 baute man die Produktionskapzität in Delitzsch aus. Am Ende ging es um eine Fläche von rund 110.000 Quadratmeter. Die Freude über die Fortschritte währte nicht lange. 1946 kam die Enteignung. 1947 sollten dann doch die Freybergs wieder weitermachen. Ab 1958 schließlich war Delicia entgültig in der Hand des sozialistischen Staates DDR und ein Volkseigener Betrieb (VEB). Der VEB Delicia produzierte unter anderem Vogelpuder, Motten-Ex, Ratten-Gift und Fliegen-Spray.

Derweil beansprucht noch ein weiteres westdeutsches Unternehmen die 200 Jahre Geschichte aus Delitzsch. Die Detia Degesch Group in Laudenbach, die jedoch ihre Wurzeln tatsächlich in Delitzsch hat. Denn Werner Freyberg, ein Urenkel des Firmengründers, ging zum Neustart 1948 ins unternehmerfreundliche Westdeutschland, nachdem es um die Eigentümerschaft von Delicia einiges Hickhack gegeben hatte und sich in der allgemeinen Enteignungs- und Verstaatlichungswelle in der "Ostzone" abzeichnete, welches Schicksal wohl auch den Freybergschen Chemiebetrieb früher oder später ereilen würde. Zunächst zog der Geflohene nach Weinheim an der Bergstraße. 1952 wechselte er nach Laudenbach.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Ausbau Delitzsch
Bergwitz Betriebsteil Delitzsch (VEB Kombinat Süßwaren Halle)
VEB Delicia (Vorläufer Delicia GmbH, 1817 gegr. als Ernst Freyberg, Chemische Fabrik Delitia, Delitzsch 1888 eingetragen, vollständig verstaatlicht 1972, Betrieb im VEB Kombinat chemisch-technische Erzeugnisse Leipzig, Produkt unter anderem Delitex Haarwäsche)
VEB Delitzscher Kakao- und Schokoladenwerk (stellte u.a. Noisette-Krokett-Bonbons her)
VEB Delitzscher Sü&szli;warenwerke (VEB Kombinat Süßwaren Halle)
Deutsche Bauern-Bank Delitzsch
Henri Betriebsteil Süßwarenwerke Delitzsch (VEB Kombinat Süßwaren Halle)
VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch (Schokoladenfabrik 1906 gegr., seit 1922 Böhme AG)
Konsum-Getränkebetrieb Delitzsch
Konsum-Limonadenfabrik Delitzsch
VEB Metallwaren Delitzsch (VEB Kombinat Wohn- und Freizeitbedarf Leipzig)
VEB Mitteldeutsches Süsswarenwerk Sachar Delitzsch (Herstellung von Pralinen)
VEB Pelzbekleidung Delitzsch (VEB Kombinat Kunstleder und Pelzverarbeitung Leipzig)
VEB Plastex Delitzsch (VEB Kombinat Baumwolle Karl-Marx-Stadt / VEB Kombinat Oberbekleidung Lößnitz, stellte unter anderem Schweißerbekleidung her)
RAW Delitzsch (RAW = Reichsbahnausbesserungswerk)
VEB Rekobau Delitzsch
VEB Rindermast Delitzsch (VEB Kombinat industrielle Tierproduktion)
VEB Rohrtechnik Delitzsch
VEB Seilerwaren Delitzsch
VEB Thermoplast Delitzsch
VEB Vereinigte Süßwarenwerke Delitzsch-Eilenburg (VEB Kombinat Süßwaren Halle)
VEB Ziehwerk Delitzsch (VVB Eisenindustrie)
VEB Zuckerfabrik Delitzsch, Fabrikstr. (VE Kombinat Zucker, Halle)
VEG Saatzucht Zierpflanzen Delitzsch (VEB Kombinat Pflanzenzüchtung und Saatgutwirtschaft)
Ernst Freyberg, Chemische Fabrik Delitia in Delitzsch
Krombholz KG, Zigarrenfabrik (Zigarrenproduktion 1968 eingestellt)

Wirtschaft und Leben in Delitzsch vor 1945
Buchdruckerei C. A. Walter
Delitzscher Schokoladen-Fabrik AG vormals Gebrüder Böhme (gegr. 1884 als Gebr. Böhme, ab 1906 eine GmbH, 1907 bis 1922 AG, ab 1922 nur noch Böhme AG)
E. Preller Manufakturwaren
Erich Becker, Tischlermeister, Delitzsch, Schloßstr. 2 (Lager in Zimmer- und Küchen-Einrichtungen in neuzeitlicher Ausführung und in allen Preislagen)
Ernst Freyberg, Chemische Fabrik Delitia, Delitzsch (gegr. 1888, Vorläufer: Apotheke "Zum weißen Adler", gegr. 1817 durch Carl Freyberg als Spezialunternehmen für Schädlingspräparate wie zum Beispiel "Rattenkuchen", Verkauf der Präparate auch über die Adler-Apotheke in Delitzsch)
Gasthof "Zum weißen Roß"
Gebrüder Schaaf OHG (gegr. 1875)
Hans Krombholz Zigarren-Fabriken Delitzsch und Berlin (Zigarren, Edelfabrikate)
Hotel & Restaurant Fürst Bismarck, Eilenburger Str.
J. A. Pabst, Delitzsch (gegr. 1837, alle Arten Drechslerwaren eigener Fabrik, Pfeifenknöpfe, Spazierstöcke etc.)
Tabak- und Zigarren-Fabrik F. A. Gröschner Nachf., Delitzsch, Hallesche Str. 24
Zuckerfabrik Delitzsch AG (gegr. 1889)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der zur Mulde gehenden Löbber und den Linien Halle-Cottbus, Leipzig-Bitterfeld-Berlin und Leipzig-Zerbst-Magdeburg der Preußischen Staatsbahnen (zwei Bahnhöfe). Post erster Klasse, Telegraph, Schuhmacher-Rohstoffgenossenschaft, Kanalisation, Gasbeleuchtung und städtische Badeanstalt (seit 1892). Eine Zuckerfabrik, je zwei Bierbrauereien und Kirschsaftpressereien, Dampfmühle sowie Fabrikation von Cigarren (13 Fabriken), Spänen (2), Strumpfwaren (2), Schuhwaren und Gewehrpropfen.

Eintrag im Volks-Brockhaus von 1936
"Industrie: Zucker, Zigarren, Schokolade, Schuhe."

Ende des Zweiten Weltkrieges in Delitzsch 1945/1946
20. April: Amerikanische Truppen besetzen die Stadt
22. April: Besatzungstruppen bleiben in Delitzsch, die Truppen ziehen weiter
28. Mai: die Stadt bekommt eine neue Verwaltung
17. Juni: ein neuer Bürgermeister wird gewählt
30. Juni: die Amerikaner räume Delitzsch
4. Juli: die Russischen Besatzungstruppen ziehen ein
15. Oktober: schon seit Anfang des Jahres sind immer mehr Flüchtlinge durch die Stadt gezogen, die Zahl der in Delitzsch untergebrachten liegt nun bei 11.000. In der Folge des massiven Zuzugs fand 1945 wegen der Flüchtlingsunterbringung in Schulen monatelang kein regulärer Unterricht mehr statt, zudem wuchs die Wohnungsnot.
Januar 1946: zahlreiche Straßenname, vornehmlich die aus der NS-Zeit, sind abgeändert.

Begriffslegende
Sachar = russisches Wort für Zucker

Quellen
archiv.sachsen.de
detia-degesch.de
frunol-delicia.de
picclick.de
sachsen.museum-digital.de
stadtarchiv-delitzsch.de