Sibirien - der gigantische Osten Russlands

Patifakte - Denkmale deutscher und russischer Geschichte
Fotos: Martin und Tatiana Schramme
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letzte Änderung: 09.10.2021

Sibirien ist ein scheinbar endloses Land mit scheinbar endlosen Ressourcen.

Tobolsk und die Region Tjymen

Tobolsk ist eine Industriestadt im ältesten russischen Siedlungsgebiet Sibiriens und war dort einst die Hauptstadt. Größter Sohn der Stadt ist der Chemiker Dimitri Mendelejew, der das Periodensystem der Elemente entwickelte. Tobolsk war 1917 für Zar Nikolaus II., den letzten der Romanows, und seine Familie der erste Verbannungsort nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Auch für den namhaften Schriftsteller Fjodor Dostojewski war das Machtzentrum am Zusammenfluss von Irtysch und Tobol ein Schicksalsort. Der wegen frühsozialistischer Umtriebe (Anhänger des Petraschewski-Zirkels) zu vier Jahren Zwangsarbeit Verurteilte hatte hier auf dem Weg nach Omsk einen Zwischenhalt. Markante Mitte des Ortes ist der Tobolsker Kreml, der auf dem Steilufer des Irtysch steht und sich so hoch über der Altstadt erhebt.

Wandbild aus der Sowjetunion Nr. 1 (Mosaik, 1988)

Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018

Diese heroische Darstellung der arbeitenden Bevölkerung hatte im Herbst 2018 ganze 30 Jahre überstanden. Das Mosaik in Tobolsk ist ein Werk aus der Sowjetunion und damit aus der Zeit des Kommunismus.

Wandbild aus der Sowjetunion Nr. 2 (Mosaik)

Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018

Die Arbeiter und Bauern, der arbeitende Mensch, der, der die wahren Werte schafft, sollte im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen und die Macht ausüben. Das war die Idee des Kommunismus, wie er in der Sowjetunion entstehen sollte. Zu Ehren der arbeitenden Bevölkerung entstanden in der Zeit von 1917 bis 1991 zahlreiche Kunstwerke. Eine beliebte Variante waren farbenfrohe Mosaike an öffentlichen Gebäuden oder Fassaden von Wohnblocks. So auch in Tobolsk, dem Tor nach Sibirien.

Panzer-Denkmal zur Erinnerung an den Afghanistan-Krieg

Panzer T-72M aus dem Afghanistan-Krieg, Foto: Martin Schramme, 2018 Panzer T-72M aus dem Afghanistan-Krieg, Foto: Martin Schramme, 2018 Panzer T-72M aus dem Afghanistan-Krieg, Foto: Martin Schramme, 2018 Panzer T-72M aus dem Afghanistan-Krieg, Foto: Martin Schramme, 2018 Panzer T-72M aus dem Afghanistan-Krieg, Foto: Martin Schramme, 2018

Dieser Panzer T-72M mit verstärkter Panzerung und 125 Millimeter-Kanone steht auf dem "Platz des Mutes" im 8. Mikrobezirk der sibirischen Stadt Tobolsk seit 2011. Wenige Jahre zuvor war bereits eine Gasse der Erinnerung für Soldaten entstanden, die in den 1970er und 2010er Jahren in Russland und im Ausland starben. Das blutigste Kapitel war dabei der Afghanistan-Krieg (1979-1989). Er wurde das, was für die USA Vietnam war: ein Albtraum. Hatte die Sowjetunion einst erfolgreich die Befreiungsorganisation Vietcong ausgerüstet, waren es nun die Vereinigsten Staaten, welche die Mudschahidin mit modernsten Waffen bestückten. Die Sowjetunion wollte die neue kommunistische Regierung unterstützen, die sich an die Macht geputscht hatten. Dazu war ursprünglich nur eine kurze Militärintervention geplant. Doch die Gegenwehr der islamischen Fundmentalisten war stärker als erwartet. Die Sowjetunion wurde immer tiefer in einen bestialischen Guerillakrieg gezogen und verlor viele ihrer meist blutjungen Soldaten. Der amerikanische Geheimdienst CIA investierte mehrere Milliarden US-Dollar in die Islamisten. Die CIA beschaffte unter anderem Stinger-Raketen, die mit Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes ISI ins Land kamen und für sowjetische Hubschrauberbesatzungen extrem gefährlich waren. 115.000 Soldaten schickte die Sowjetunion nach Afghanistan. Nach Angaben des russischen Generalstabs starben mehr als 26.000 Soldaten. Der Einsatz war mit der Hoffnung verbunden, einen islamischen Flächenbrand zu verhindern. Beim Truppenabzug im Februar 1989 war die Sowjetunion tief gedemütigt und in Afghanistan hatten mehr als eine Millionen Menschen ihr Leben verloren. Zu den prominenten Kämpfer auf Seiten der Mudschahidin gehörte der Topterrorist Osama bin Laden. Der Krieg wurde zur Keimzelle für das Terrornetzwerk Al-Quaida. Bis heute ist der Afghanistan-Krieg ein Trauma für die stolze russische Armee, die sich nicht zuletzt wegen ihres heldenhaften Sieges im Zweiten Weltkrieg gegen das NS-Regime als unschlagbar verstanden hatte.

Tobolsk im Brockhaus-Lexikon von 1895
"Betrieben werden Fischerei, Fuhrwesen, Schiffbau, Gerbereien, Talg- und Seifensiedereien, Ziegeleien und andere." Provinzhauptstadt Tjumen: "Herstellung von Teppichen, 150 industrielle Etablissements, darunter Gerbereien, Seilereien, Eisengießereien, Zündhölzchenfabrik unter anderem, und Transithandel von und nach Sibirien." Königsberg war bis 1945 eine stolze Stadt in Ostpreußen (Deutsches Reich). Nach dem barbarischen Vernichtungsfeldzug des Deutschen Reiches gegen die Sowjetunion fiel die Stadt 1945 in die Hand der Roten Armee und wurde zu einem Teil Russlands. Nach dem Niedergang der Sowjetunion 1991 und der Abtrennung der baltischen Staaten (Litauen, Lettland, Estland) wurde das Kaliningrader Gebiet zu einer russischen Enklave an der Ostsee, ohne Landzugang zu Russland.

 

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