Mücheln (Saalekreis, Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 13.09.2022

Mücheln liegt an der Bahnstrecke Merseburg-Querfurt, die 1886 in Richtung Merseburg fertiggestellt war und 1911 in Richtung Querfurt. Wesentliche Veränderungen brachte schließlich der massive Abbau von Braunkohle im Tal der Geisel mit sich. Dafür musste auch die Bahntrasse verlegt und ein Viadukt gebaut werden. Wichtiger wirtschaftlicher Faktor in Mücheln ist heute noch die Pflanzenproduktion.

Branderoda


Branderoda ist ein gutes Beispiel für kleine Orte irgendwo hinter Hügeln versteckt, die den Reisenden überraschen. Nicht nur dass es im Wald unweit des Ortes wilde Orchideen gibt. Branderoda ist auch der Geburtsort des bedeutenden deutschen Kinderbuchautors Adolf Holst und war der Standort einer Brennerei, die 2017 nur noch in Resten vorhanden war und ein Schild mit der Aufschrift trug: Erbaut von Luise, Gräfin von der Schulenburg, geborene Gräfin von Wallwitz, 1850.

Rittergut und Brennerei (zu Schulenburg)

Rittergut und Brennerei, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

2017 waren nur noch Teile des Rittergutes im idyllisch gelegenen Branderoda vorhanden. An den Mauerresten der ehemaligen Brennerei dokumentierte eine Inschrift noch die einstige Bedeutung des Ortes: Erbaut von Luise, Gräfin von der Schulenburg, geborene Gräfin von Wallwitz, 1850.

Mücheln

VEB Fischverarbeitung Mücheln (BT 9 Fisch- und Feinkost Köthen, 1992 geschlossen)

Foto: Martin Schramme
Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2011 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Die Fischfabrik entstand Anfang der 1970er Jahre und war erst als Betriebsteil 9 dem Fisch- und Feinkost Köthen, zuletzt als Betriebsteil 7 dem VEB Fischverarbeitung Halle zugeordnet. Die Fischverarbeitung begann mit Sprotte, Forelle, Heilbutt und Karpfen und wurde später schrittweise um Makrele, Aal, Hering und Seelachs erweitert. Die Zutaten für die Saucen der Konservenware kamen unter anderem aus Aschersleben und Calbe. Abnehmer des Fischs waren Verkaufsstellen in den Bezirken Halle, Erfurt, Karl-Marx-Stadt, Leipzig und Suhl.

1974 befasste sich eine Ingenieurarbeit mit dem Thema "Die Erhöhung der Qualität und Effektivität durch den Aufbau einer betrieblichen TKO und Hygiene im VEB Fischverarbeitung Mücheln". TKO stand dabei für Technische Kontroll-Organisation. 1986 gründete der VEB ein Hygieneaktiv. 1988 schließlich bemühte sich der Betrieb um die Hygienekategorie I. Bedingung dafür war der Bau einer neuen Produktionshalle, die bis frühestens 1990 fertiggestellt werden sollte; auch mit Blick auf die Erhöhung der Kühl- und Lagerkapazität. Nach dem Ende der DDR 1989/90 war bald Schluss. Auch Nachfolgeunternehmungen haben schon lange das Feld geräumt. Zuletzt befanden sich auf dem Gelände das Unternehmen Geiseltal Fisch-Feinfrost GmbH Mücheln und das Staatliche Amt für Umweltschutz Halle (Saale), das hier im Amtsbereich Merseburg den Stützpunkt Mücheln betrieb.

Die DDR-Lebensmittelindustrie setzte bereits diverse Lebensmittelzusätze ein, darunter unter anderem das Süßungsmittel Saccharin, hergestellt vom VEB Fahlberg-List in Magdeburg.

Nach der Flutung des ehemaligen Tagebaus Geiseltal in den Jahren 2003 bis 2011 und der Entstehung des größten, künstlichen Binnensees in Europa hofften die Anrainergemeinden auf eine Belebung des Tourismusgeschäfts. Darauf spekulierten auch Immobilienbesitzer, darunter in Mücheln, wo noch 2018 die Ruinen des ehemaligen volkseigenen Betriebes VEB Fischverarbeitung Mücheln standen. Im Herbst 2018 wurde für das Objekt ein Bebauungskonzept vorgestellt. Eine Wohnsiedlung soll entstehen.

Auch heute gibt es noch Fisch in Mücheln. Der Familienbetrieb Schmidt ist seit 1983 mit Forellen am Start: Siehe hier!

Film auf dem Gelände der ehemaligen Fischverarbeitung

Vorgeschichte: Vorläufer des VEB Fischverarbeitung Mücheln war die Konservenfabrik Richard Bauer KG, gegründet 1923 in Zorbau.

Gröst (2006 eingemeindet)

Mehl- und Futtermühle

Mehl- und Futtermuehle, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Die Schrift war 2017 kaum noch zu lesen an der alten Mehl- und Futtermühle von Gröst. Wer weiß mehr über das Gebäude? Bitte hier melden!

Betriebe in der DDR
VEB Bauelemente Mücheln
VEB Braunkohlewerk Geiseltal, Betriebsteil Mücheln
VEB Fischverarbeitung Mücheln
VEB Getränkefabrik Geiseltal, Mücheln
VEB Obst- und Gemüseverarbeitung Mücheln
VEB Ogis Halle, Betriebsteil Mücheln
VEB Straßenbau Granit Mücheln (VEB Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat Halle)
VEB Straßen- Brücken- und Tiefbaukombinat Halle, Kombinatsbetrieb I Straßenbau Halle, Oberbauleitung Straßenbau Mücheln
VEG Tierzucht Mücheln (VEB Kombinat Tierzucht Paretz)
LPG "Karl Marx" Geiseltal, staatlich anerkannter Spezialbetrieb für Gemüseanbau, Mücheln

Betriebe in Mücheln vor 1945
Anhaltische Kohlenwerke Grube Elisabeth
Gewerkschaft Elise II der Badischen Anilin- und Sodafabrik bei Mücheln
J. Otto Ertel, Mücheln (Bürsten, Pinsel, Piassavabesen, Fassbürsten, Kellerschrupper, Wagenwaschzeuge, Spezialität: Mauerpinsel)
Konservenfabrik Richard Bauer KG
Otto Wünsch Tischlermeister, Sarg-, Bau- und Möbeltischler mit elektrischem Betrieb, Mücheln (Bezirk Halle)
Volksbank Mücheln e.G.m.b.H.
Zuckerfabrik Stöbnitz R. Bach & Comp. bei Mücheln im Geiseltal (gegr. 1864)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
Stadt im Kreis Querfurt des preußischen Regierungsbezirks Merseburg, an der zur Saale gehenden Geisel und der Nebenlinie Merseburg-Mücheln der Preußischen Staatsbahnen. In der Nähe eine bedeutende Zuckerfabrik (Stöbnitz) und Braunkohlengruben.

Quellen
Adolf Holst: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Holst
picclick.de