Stendal (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Bilder ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 27.06.2023

Seit 1849 war Stendal mit Wittenberge und Magdeburg verbunden durch die Eisenbahn, die für viele Orte im Deutschen Reich der entscheidende Faktor war bei der Industrialisierung. 1906 zog die Elektrizität in Stendal ein mit der Inbetriebnahme des Elektrizitätswerks. Mit dem Bau eines Kernkraftwerks begann 1974 ein besonderes Zeitalter in der Stadt unweit der Elbe.

Uenglinger Tor in Stendal

Uenglinger Tor in Stendal, Foto: Martin Schramme, 2010 Uenglinger Tor in Stendal, Foto: Martin Schramme, 2010

Das Uenglinger Tor wurde Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet. Es war Teil der weitgehend abgebrochenen Stadtbefestigung und gilt als eines der schönsten Stadttore Norddeutschlands.

Kernkraftwerk Stendal

1970 beschloss die DDR, bis 1980 an der Elbe 15 Kilometer nordöstlich von Stendal das dritte Atomkraftwerk der DDR zu bauen. Geplante Leistung: 4000 Megawatt. Aus Sicherheitsgrüden siedelte man die 120 Einwohner des Dorfes Niedergörne um. Baubeginn war 1974. Fehlende Kapazitäten an Mensch und Material sowie notwendige Anpassungen nach Bekanntwerden von Kraftwerkszwischenfällen wie in Harrisburg (USA) und Tschernobyl (UdSSR) verzögerten den Bau enorm und führten am Ende dazu, dass das Atomkraftwerk bis zum Ende der DDR unvollendet blieb. Zwischenzeitlich hatte der Betrieb einen Namen: VEB Kernkraftwerk Stendal. Die Baukosten verdoppelten sich von 10 auf 20 Milliarden Mark der DDR. 1991 kam es zum endgültigen Baustopp. Mitte der 1990er Jahre begann der Abriss der Kühltürme, der halbfertigen Reaktorblöcke und die Aufbereitung der Flächen. Auf dem Areal entstand 2004 ein Zellstoffwerk.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Altmärkische Konservenfabrik Stendal
VEB Backwaren Stendal (VEB Backwarenkombinat Magdeburg)
Bautischlerei Stendal
VEB Borstenzurichterei Stendal
VEB Böttcherei Stendal
VEB Dauermilchwerk Stendal und Genthin (Vereinigung zur Lenkung der Milchindustrie Magdeburg)
VEB Dienstleistungskombinat Stendal (DLK)
VEB Erdöl Erdgas Stendal
VEB Fleischkombinat Stendal
VEB Geologische Erkundung Stendal, bis 1978 VEB Erdöl Erdgas Stendal (VEB Geologische Forschung und Erkundung Halle)
VEB Getreidewirtschaft Stendal (Betriebsteile in Stendal, Genthin, Goldbeck, Miltern, Seehausen, Tangerhütte, Tangermünde und Wulkau, Betrieb im VEB Kombinat Getreidewirtschaft Magdeburg)
VEB Hansa Getränke Stendal / VEB Hansa Brauerei Stendal (VEB Getränkekombinat Magdeburg)
VEB Hansa Brauerei Stendal (VEB Hansa Getränke Stendal Betriebsteil 2)
VEB Holzverarbeitung Stendal VEB Industrie- und KKW-Bau Stendal (KKW = Kernkraftwerk, Betrieb im VEB BMK Magdeburg)
VEB Kernkraftwerk Stendal (VEB Kombinat Kernkraftwerke)
VEB Kfz-Instandhaltung Altmark Stendal (VEB Verkehrskombinat Magdeburg)
VEB Kfz-Reparatur Stendal
VEB Komplexer Wohnungsbau Stendal
VEB Kraftverkehr Stendal
Kreisbetrieb für Landtechnik Stendal
VEB Maschinenbau Stendal
VEB Metallverarbeitung Stendal
VEB Ogema Stendal (VEB Nahrungs- und Genußmittel)
VEB Obstkelterei und Essigfabrik Stendal
VEB Polstermöbel Stendal
VEB Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Altmark Stendal
VEB Schleifmittel Stendal
VEB Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb Stendal (in Tangermünde)
VEB Stahl- und Industriemöbelwerk Altmark Stima Stendal
VEB Stahlmöbel und Wärmegeräte
VEB Stendaler Erfrischungsgetränke
VEB Süßmosterei Stendal
VEB Textilreinigung Stendal
VEB Untergrundspeicher Stendal

Wirtschaft und Leben in Stendal vor 1945
Aktien-Brauerei Bürgerliches Bauhaus
Aktien-Zucker-Fabrik Stendal (gegr. 1890)
Bahnbetriebswerk Stendal (eingerichtet ab 1870, Ringlokschuppen)
F. Kleber Größte Dampf-Bettfedern-Reinigungsanstalt der Provinz Sachsen, Stendal, Stavenstr. 12 (gegr. 1888)
Gemüse- und Obst-Konservenfabrik Stendal der Grosseinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine mbH
Hansa-Brauerei AG Stendal (gegr. 1899 als Bergbrauerei AG zu Stendal)
Hermann Schilling Büromöbelfabrik, Haferbreiterweg 7
Kleinbahn-AG Stendal-Arendsee (gegr. 1911)
L. & C. Arnold Stendal Stahlmöbelfabrik (weitere Werke in Kempen und Schorndorf)
Otto Gebert Stendal, Fabrik für Wohn- und Speisezimmer (gegr. 1901)
Paul Schütte Dampfseifenfabrik, Stendal, Karlstr. 18-19 (Domil, Dom-Blitzblank, Dom-Seifen)
Reichsbahn-Ausbesserungswerk Stendal (1873 Fertigstellung der Centralwerkstatt für Lokomotiven und Wagen)
Schlachthof Stendal
Spar- und Bauverein für Eisenbahnbedienstete für Stendal und Umgebung eGmbH
Stendal-Tangermünder Eisenbahn-Gesellschaft (gegr. 1884)
Stendaler Kleinbahn AG
Stendaler Straßenbahn AG
Thomas & Günther Rosslederfabrik (Erfinder und alleinige Fabrikanten des Blitzglanz-Lederbalsam)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der Üchte, an den Linien Berlin-Stendal-Hannover, Magdeburg-Stendal-Ülzen-Bremen, Stendal-Wittenberge und der Nebenlinie Stendal-Tangermünde der Preußischen Staatsbahnen. Eine bedeutende Eisenbahn-Reparaturwerkstätte, Eisenmöbel-, Goldleisten-, Kartoffelstärkefabrik, Tuchfabriken, Ziegeleien, landwirtschaftliche Maschinenfabrik und Brauereien. Unter Johann Cicero wurde zu Stendal eine Buchdruckerei angelegt, aus der 1488 das erste in der Mark Brandenburg gedruckte Buch (eine Ausgabe des "Sachsenspiegels") hervorging.

Quellen
picclick.de

Weitere Fotos
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stendal_Wasserturm_Bahnbetriebswerk.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Stendal#/media/Datei:Kk_stendal.jpg