Merseburg (Saalekreis, Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
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letzte Änderung am 21.09.2023

Merseburg ist eine der ältesten Städte Deutschlands und war lange Kaiserpfalz, also eine der zahlreichen gelegentlichen Wohnorte des deutschen Kaisers. 1848 bekam die Stadt einen Bahnanschluss nach Naumburg und Halle (Saale). 1916/1917 wurde eine Ammoniakwerk errichtet, der Anfang der späteren Leuna-Werke. Der 1935, also zur NS-Zeit, errichtete Militärflugplatz wurde zum Testort unter anderem der Strahlflugzeuge von Messerschmidt und später bedeutender Standort der sowjetischen Fliegerkräfte auf dem Gebiet der DDR.

Militärflugplatz und Kaserne Merseburg

Foto: Martin Schramme, 2012
Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012
Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012 Russen-Kaserne Merseburg, Foto: Martin Schramme, 2012

Eine ganze Wand mit einer Bilderfolge des heroischen Kampfes der Roten Armee war noch im Sommer 2012 in einem erstaunlich guten Zustand, wenn auch weitgehend zugewuchert. Reiter, Panzer, Flugzeuge und Kriegsschiffe sowie der Kampf gegen die Feinde der Sowjetunion wurde in der Zeit der russischen Garnision angebracht. Im Jahr 2012, mehr als 20 Jahre nach dem Ende der Kommandohoheit der UdSSR über den Osten Deutschlands, hat ein Eigenheimbesitzer gegenüber eine Antwort gegeben. An seiner Hauswand prangt ein großes Bild eines Fieseler "Storch" (Fi 156), das Standardkurierflugzeug der faschistischen Deutschen Luftwaffe. Mit seinen außergewöhnlichen Start- und Landeeigenschaften verhalf er 1943 auch der Befreiung des italienischen Diktators Benito Mussolini aus Gran Sasso (Italien) zum Erfolg. Der Duce fiel später jedoch in die Hände von Partisanen, wurde getötet und sein Leichnam öffentlich zur Schau gestellt.

Wandbild am Bahnhofsplatz

Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012 Foto: Martin Schramme, 2012

An einer Wand des Hochhauses am Bahnhofsplatz in Merseburg befindet sich ein wunderbares Mosaik aus DDR-Zeiten. Seit 1961 hieß der Platz noch Gagarin-Platz nach dem sowjetischen Kosmonauten und ersten Mensch im Weltall, Juri Gagarin (1934-1968). Am 13. April 1961, einen Tag nach seinem Flug, erfolgte die Umbenennung des Platzes. Ein Kosmonaut ist das Hauptmotiv des Wandbildes. Das Wandbild stammt offenbar aus den 1980er Jahren, da auf Postkarten der 1970er Jahre auf der gleichen Wandfläche eine Werbung der DDR-Handelsorganisation HO zu erkennen ist: "HO - EIN BEGRIFF FÜR GUTEN EINKAUF". Recherchen nach dem Künstler führten zu Hannes H. Wagner (1922-2010). Wagner war Maler, Grafiker und Hochschullehrer an der Hochschule für industrielle Formgestaltung in Halle. Während des Formalismusstreits in der DDR geriet er in den Fokus einer stalinistischen Kunstdebatte. In den 1970er Jahren war sein Schwerpunkt satirische und zeitkritische Malerei. Inwieweit das Wandbild am Hochhaus unweit des Bahnhofs Merseburg dazuzurechnen ist, das 1981 zum 20. Jahrestag des Weltraumflugs von Gagarin übergeben wurde, bleibt dem Betrachter überlassen. Anspielungen wie der Mann neben der nackten Frau, der wie Stalin wirkt, oder das Abflussrohr mitten im Wasser sowie der naiv anmutende Gagarin, der sich auf die Atomkraft stützt, bieten Raum für Interpretationen.

HO Schul- und Bürobedarf

HO Schulbedarf und Buerobedarf DDR, Foto: Martin Schramme, 2015 HO Schulbedarf und Buerobedarf DDR, Foto: Martin Schramme, 2015 HO Schulbedarf und Buerobedarf DDR, Foto: Martin Schramme, 2015 HO Schulbedarf und Buerobedarf DDR, Foto: Martin Schramme, 2015

Unglaublich: Im Juli 2015, also fast 25 Jahre nach dem Ende der DDR, war eine Aufschrift aus jener Zeit noch im Stadtzentrum von Merseburg zu sehen: "HO Schnittmuster, Schul- und Bürobedarf, Büro-Maschinen".

Kunst am Bau aus DDR-Zeiten

Kunst am Bau aus DDR-Zeiten, Foto: Martin Schramme, 2015 Kunst am Bau aus DDR-Zeiten, Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015

"Die Regelungen der DDR zur Kunst am Bau beginnen 1952 mit der Festlegung, ein bis zwei Prozent der Bausumme von Verwaltungs-, Kultur- und Sozialbauten für die künstlerische Ausgestaltung zu verwenden", schreibt die Genossenschaft Kunst+Bau e.G. auf ihrer Internetseite. Auf dem Wege sollte eine eigene Kunstrichtung entstehen: der sozialistische Realismus.

Mode- und Ausstattungshaus Otto Dobkowitz am Entenplan

Mode- und Ausstattungshaus Otto Dobkowitz am Entenplan, Foto: Martin Schramme, 2015 Mode- und Ausstattungshaus Otto Dobkowitz am Entenplan, Foto: Martin Schramme | 2015 Foto: Martin Schramme, 2015 Foto: Martin Schramme, 2015

Seit 1889 bestand das Warenhaus Otto Dobkowitz am Entenplan. Was dort unter anderem zu kaufen war, konnten Besucher der Saalestadt noch im Sommer 2015 sehen. Das Haus war saniert, äußerlich weitgehend erhalten und trug noch die in Stein gemeißte Produktwerbung: Gardinen, Wäsche, Putz, Konfektion, Modewaren, Teppich, Tapisserie, Linoleum. Seit dem 40. Jahrestag 1929 erinnert eine Gedenktafel an den Firmengründer, zum 50. Jahrestag 1939 erschien eine Festschrift, die im Jahr 2003 für 299 Euro beim Internet-Auktionshaus eBay zu haben war.

Güterbahnhof, Bw Merseburg

Gueterbahnhof Merseburg, Foto: Martin Schramme Gueterbahnhof Merseburg, Foto: Martin Schramme Gueterbahnhof Merseburg, Foto: Martin Schramme Gueterbahnhof Merseburg, Foto: Martin Schramme

Von 1903 bis 1906 baute die Deutsche Reichsbahn den Güterbahnhof in Merseburg. Dazu gehörte auch ein Lokschuppen. Die Ein- und Ausfahrt von Lokomotiven und Triebfahrzeugen erfolgte über eine Drehscheibe, die das Schienennetz mit einem Ringlokschuppen mit 14 Ständen verband. Die Anlage diente der Wartung und Instandhaltung des Fuhrparks der Bahn und war daher ein Bahnbetriebswerk. Zum Jahreswechsel 1968/69 wurde das Bw Merseburg als Lokeinsatzstelle dem Bahnbetriebswerk Halle G, also dem Bw des Güterbahnhofs in Halle, unterstellt. Die Änderung war eine Folge des technischen Fortschritts und der ökonomisch notwendigen Rationalisierung des Bahnbetriebs. Im Frühjahr 2019 kam das 35.000 Quadratmeter große Areal für 15.000 Euro in die Versteigerung.

Auf dem Güterwagen steht: Werksüberführung Bw Halle Heimatbf. Halle (Saale) Pbf (Bw = Bahnbetriebswerk | Pbf = Personenbahnhof).

Wasserturm am Personenbahnhof

Wasserturm am Bahnhof Merseburg, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Der Wasserturm am Personenbahnhof Merseburg wurde 1905/1906 gebaut. Er sollte nicht zuletzt das für die Dampflokomotiven benötigte Kesselwasser reinigen, dessen natürliches Vorkommen in Merseburg einige Schwierigkeiten bereitete. Der 50 Kubikmeter fassende Kugelbehälter kam von der Dortmunder Maschinenfabrik August Klönne (Brücken- und Stahlbau), die Wasserreinigungsanlage wurde von der Halleschen Maschinenfabrik und Eisengießerei AG aus Halle Saale geliefert. Im Frühjahr 2016 bot die Bahntochter DB Immobilien das sanierungsbedürftige Bauwerk zum Kauf an.

VEB Aluminiumfolie Merseburg (heute Slim Merseburg GmbH)

Aluminiumfolie Merseburg, Foto: Martin Schramme Aluminiumfolie Merseburg, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

1951 wurde in Merseburg angefangen, Aluminiumfolie zu walzen und weiter zu veredeln. Zu der Zeit war die Aluminiumverarbeitung in der Domstadt allerdings schon lange kein Neuland mehr. Der VEB Aluminiumfolie Merseburg (AFM) war seit der Bildung der Kombinate seit Ende der 1960er Jahre in DDR einer der 19 Betriebe des Mansfeld Kombinats "Wilhelm Pieck". In den Jahren 1976 bis 1980 bauten Techniker eine moderne Walz- und Veredlungslinie für Alufolie auf. 1987 erfolgte die Erweiterung und Modernisierung des Druckbereichs, 1989 folgte der Ausbau der Folienherstellung mit modernen Rollenschneidern und Glühöfen. Zum 1. Juni 1990 wurde AFM zur Folien GmbH Merseburg privatisiert. Nach diversen Eigentümerwechseln trat das Unternehmen 2020 als Slim Merseburg GmbH auf und war Bestandteil der italienischen Firma Slim Aluminium S.p.A. mit Sitz in Cisterna di Latina (49 Kilometer südöstlich von Rom). Das Folienwalzverfahren geht auf ein Patent des Schweizers Robert Victor Neher (1886-1918) und die Vorarbeit seines Landsmannes Heinrich Alfred Gautschi (1871-1955) zurück. Bereits in den 1930er Jahren kam in Europa die bis heute übliche aufgerollte Haushaltsfolie, bekannter als Alufolie, auf.

Luftschutzbunker des IG Farben-Werkes

Luftschutzbunker des IG Farben-Werkes, Foto: Martin Schramme, 2014
Luftschutzbunker des IG Farben-Werkes, Foto: Martin Schramme, 2014 Luftschutzbunker des IG Farben-Werkes, Foto: Martin Schramme, 2014 Luftschutzbunker des IG Farben-Werkes, Foto: Martin Schramme, 2014

Der Luftschutzbunker des IG Farben-Werkes am Rande von Merseburg ist ein Bunker der Bauart Salzgitter aus NS-Zeiten (1933-1945). Dabei handelt es sich um oberirdisch errichtete Stahlbetonröhren. Der Salzgitterbunker war ein Regelbunker, der vor allem in der Nähe von Raffinerien und Hydrierwerken gebaut wurde und auch Geilenberg-Bunker hieß wie der zuständige Generalkommissar für Sonderaufgaben und Sicherung der Treibstoffindustrie.

Ehemaliges Offizierskasino der Kaserne an der Weißenfelser Straße

Ehemaliges Offizierskasino, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Um 1900 entstand der Neubau eines Kasernenkomplexes an der Weißenfelser Straße in Merseburg. Zu den Bauwerken gehörte auch das abgebildete Offizierskasino. Im Umfeld der Kaserne befanden sich in den 1930er Jahren der Friedhof St. Maximi, den Schlachthof, ein Gaswerk, ein Reformreal-Gymnasium und der Güterbahnhof. Zu DDR-Zeiten befand sich das Objekt an der Leninstraße.

Th. Groke Aktiengesellschaft (Hallesche Straße 34)

Th. Groke Aktiengesellschaft, Foto: Martin Schramme, 2017 Th. Groke Aktiengesellschaft, Foto: Martin Schramme, 2017 Th. Groke Aktiengesellschaft, Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

1882 begann die Geschichte der Firma Groke in Merseburg. Sie spezialisierte sich auf den Maschinenbau, anfangs für die Tonindustrie. Sie baute Dampfmaschinen, Dampf- und Wasserpumpen, Elevatoren, Kugelmühlen, Maschinen für die Keramik-Industrie, Ziegel- und Plattenpressen, Ziegeleimaschinen und Zerkleinerungsmaschinen. 1913 erfolgte die Umwandlung der Firma mit den Objekten Hallesche Str. 34 und 36 in eine Aktiengesellschaft. Zu den Produkte gehörten zeitweise auch Granaten für die Königliche Geschützgießerei in Spandau. Während der 1930er Jahre erwarb die Berger Maschinenfabrik GmbH, Spezialmaschinenfabrik für Tonindustrie aus Bergisch-Gladbach, die Aktienmehrheit. In der NS-Zeit (1933-1945) griff Groke auch auf Ostarbeiter zurück. Das Haus 34 war ursprünglich die Fabrikantenvilla. Bis 1946 lief die Produktion unter der Bezeichnung Berger Maschinenfabrik GmbH, Groke-Werk Merseburg. Danach folgte die schrittweise Verstaatlichung. Der Betrieb hieß zunächst Industriewerke Sachsen-Anhalt, Baumaschinenwerk Merseburg. Es folgten die Bezeichnungen VVB-LBH Ziegelei- und Zerkleinerungsmaschinenbau Merseburg VEB (Z) und ab 1951 VEB Bau- und Gießereimaschinen Merseburg. Zum Jahreswechsel 1954/55 endete die Betriebsgeschichte.

Eisenbahnbrücke zur Merseburger Papierfabrik

Foto: Martin Schramme

Von der Hauptstrecke der Eisenbahn von Merseburg nach Halle zweigte nach Osten einst ein Gleis ab zur Merseburger Papierfabrik, 1931 noch als Königsmühle ausgewiesen. Die Brücke (siehe Foto) ist ein Relikt aus jener Zeit. Die Strecke verlief in einem Halbkreis zwischen Städtischem Krankenhaus und Landesversicherungsanstalt vorbei am Christianen-Waisenhaus, an einem Friedhof und am Wilmowski-Garten bis hin zur Fabrik.

Objekt Christianenstraße

Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Dieses bemerkenswerte Haus steht in der Christianenstraße direkt am Flüsschen Klia. Bemerkenswert sind unter anderem die blauen Fliesen im Hauseingang. Zu DDR-Zeiten gehörte das Objekt der Gebäudewirtschaft Merseburg, also dem kommunalen Wohnungsverwalter. 1990 kam das Haus wieder in Privatbesitz. Wegen baulicher Mängel wurde es geräumt. Der anhaltende Leerstand hat den weiteren Verfall begünstigt. Wiederholt hat es in dem Gebäude gebrannt.

Friederich Peege

Friedrich Peege, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme. 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014

Friedrich Peege Unternehmer und wohnte laut Merseburger Adressbuch von 1910 im Haus Weiße Mauer 10. Paul Peege, Jahrgang 1891, war Kaufmann.

Ehemaliges Gesundheitsamt (Sterilisierungen in Merseburg, Stolperstein seit September 2014)

ehemaliges Gesundheitsamt und Tatort von NS-Sterilisierungsverbrechen, Foto: Martin Schramme, 2014 ehemaliges Gesundheitsamt und Tatort von NS-Sterilisierungsverbrechen, Foto: Martin Schramme, 2014 ehemaliges Gesundheitsamt und Tatort von NS-Sterilisierungsverbrechen, Foto: Martin Schramme, 2014

"Auch in Merseburg - Verbrechen an kranken und behinderten Menschen, zwangssterilisiert, missbraucht, verhungert, ermordet, 1940-1945" steht auf einem so genannten Stolperstein vor einem Gebäude an der Christianenstraße. Ute Hoffmann von der Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie Bernburg erklärt dazu, dass der Mord an 15 Frauen, Männern und Kindern aus Merseburg und Umgebung in den Jahren 1940 und 1941 nachgewiesen werden konnte, die Gesamtopferzahl aber unbekannt ist. Unter anderem über die "Heil-und Pflegeanstalt" in Uchtspringe bei Stendal gelangten sie nach Brandenburg an der Havel, wo sie vergast wurden. Die Nationalsozialisten setzten damit praktisch um, was schon in den Jahren der Weimarer Republik diskutiert worden war: Die wachsende Zahl anstaltsbedürftiger Menschen und die sich deraus ergebenden Kosten zu verringern. Im gesamten Deutschen Reich wurden, so Hoffmann, 350.000 Menschen zwangsweise sterilisiert. Andere Quellen sprechen von bis zu 400.000 Menschen. "Das Verfahren selbst begann immer mit einer Anzeige an das Gesundheitsamt der jeweiligen Stadt. Der Anzeige folgte dann der Antrag an das Erbgesundheitsgericht. Für Merseburg lag die Zuständigkeit beim Erbgesundheitsgericht Halle/Saale." Grundlage war das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 14. Juli 1933. Die Täter, betont Hoffmann, waren in der Mehrzahl ganz gewöhnliche Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Für die so genannte Rassenhygiene in Halle waren unter anderem tätig: Walter Schnell, Gerhard Schrader, Walter Gärtner, Dr. med. Horst Schumann (seit 1942 einer der berüchtigten Lagerärzte im KZ Auschwitz).

VEB Mühlenwerke Merseburg

Muehlenwerke Merseburg an der Saale, Foto: Martin Schramme Muehlenwerke Merseburg an der Saale, Foto: Martin Schramme Muehlenwerke Merseburg an der Saale, Foto: Martin Schramme

Merseburg Mühlenwerke war auf einem Stück am Eingang des Mühlenareals im Juli 2011 noch zu lesen. Sanierungsarbeiten waren zu dem Zeitpunkt in vollem Gange. 2010 wurden Bauarbeiten begonnen an den Gebäuden der ehemaligen Merseburger Mühlenwerke auf der Mühleninsel Meuschau an der Saale. Hausherr Helmut Soller lässt das historische Bauwerk herrichten und ein Wasserkraftwerk einbauen. In Wettin hat der Bayer bereits Erfahrung damit sammeln können. Günstige Übernachtungsplätze wurden mit geplant (Hostel). 2012 sollen die Arbeiten abgeschlossen und das Anwesen bewohnbar sein. Die Vermarktung des Objekts obliegt dem Immobilien Management Haase aus Leipzig. Gebaut wurde für fast sechs Millionen Euro unter anderem auch ein neuer Strömungskanal für die Wasserturbinen. Während der Bauarbeiten wurde eine 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Am 12. Mai 2010 wurde sie entschärft. Die Sanierung des 12.600 Quadratmeter großen Mühlenareals wurde in das Programm der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2010 aufgenommen. Eine Wasserkraftanlage hatte sich an dem Standort schon früher befunden, sie wurde aber zu DDR-Zeiten stillgelegt.

Das erste Foto der Mühle stammt von 2008. Die anderen sind vom Juli 2011.

Sixti-Kirche in Merseburg

Sixti-Kirche in Merseburg, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Sixti-Kirche: Der romanische Turm der Kirche sieht nicht zufällig aus wie ein Wasserturm, denn er wurde tatsächlich seit 1889 als Wasserspeicher genutzt. Das Gotteshaus wurde 1045 erstmals erwähnt. Ein herrliches Panorama des Bauwerks ist auf der Internetseite 360cities.net zu finden.

Petrikloster (Leerstand)

Petrikloster, Foto: Martin Schramme Petrikloster, Foto: Martin Schramme Petrikloster, Foto: Martin Schramme

Baudenkmal, erstmals 1012 aktenkundig, Benediktinerkloster bis 1562, dann Gestüt, Kaserne, in der DDR zeitweise Naturkunde-Museum. 1910 führte die Wissenschaftlerin Ida Baumann-Seyd hinter dem Kloster archäologische Ausgrabungen durch. Zur Internationalen Bauausstellung IBA 2010 sollte das Kloster saniert werden. Der Projekte-Verlag und die Buchfabrik aus Halle an der Saale wollten einziehen. Das Vorhaben scheiterte. 2011 war das Objekt erneut als Sanierungsobjekt ausgeschrieben.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
PGH Fundament Merseburg
VEB Abbruch und Industriemontagen Leuna-Merseburg
VEB Abwasserbehandlungsanlagen Merseburg (VEB Kombinat Wassertechnik und Projektierung Wasserwirtschaft Halle)
VEB Aluminiumfolie Merseburg, August-Bebel-Straße 1 (VEB Alufolie Merseburg)
VEB Apparatebau Merseburg
VEB Armaturen- und Gerätebau Merseburg
VEB Betonkombinat Halle Sitz Merseburg
VEB Betonwerkstein Merseburg
VEB Dienstleistungsbetrieb Merseburg (VEB Kombinat Hauswirtschaftliche Dienstleistungen Halle)
VEB Elektromontagen Merseburg
VEB Fleischwaren Merseburg
VEB Großhandel OGS Merseburg (VEB Kombinat OGS Halle)
VEB Industrieanstriche Merseburg
VEB Industriemontagen Merseburg (IMO, VEB Chemieanlagenbaukombinat Leipzig-Grimma)
VEB Ingenieurtiefbau Merseburg (VEB Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat Halle)
VEB Kraftverkehr Merseburg
VEB Kreisbaubetrieb Merseburg
VEB Kunststoffverarbeitung Merseburg (VEB Kombinat Chemie und Plastverarbeitung Halle)
VEB Landschaftsgestaltung Merseburg (VEB Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat Halle)
VEB Lederfabrik Merseburg
VEB Möbel und Innenausbau Merseburg
VEB Tiefbau Merseburg
VEB Vereinigte Zellstoff- und Papierfabriken Merseburg / VEB Zellstoff- und Papierfabrik Merseburg, Mühlberg 7-15 (1948-1990, einst Papierfabrik Königsmühle, Betrieb des VEB Kombinat Zellstoff und Papier Heidenau)
VEB Waagenfabrik Merseburg
Thiele & Franke Branntwein- und Likörfabrik (gegr. 1880)

Wirtschaft in Merseburg vor 1945
Arthur Kornacker Papier Verarbeitungswerk (ARKO, Arthur Kornacker KG Papierwaren-Fabrik und Buchdruckerei; Papierwaren-Fabrik, Buchdruckerei, Mechanische Tüten-Fabrik, Papier und Briefumschläge)
B. A. Blankenburg Merseburg, Großbetrieb für Papierverarbeitung (gegr. 1857)
Badische Anilin- & Soda-Fabrik Ammoniakwerk Merseburg Leuna-Werk Kreis Merseburg
Blancke-Werke (Maschinen- und Dampfkessel-Armaturen-Fabrik)
C. Görling Fabrik Pharmazeutischer Kartonnagen, Papierwaren und Etiketten, Lithographie, Stein- und Buchdruckerei, Faltschachteln aller Art
C. W. Julius Blanncke & Co. GmbH, Merseburg
Eduard Klauss Merseburg, Kohlen, Brennholz, Baumaterialien, Oele und Fette für Landwirtschaft und Industrie (gegr. 1879)
E. Rosch Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen (Construction von Bau-Eisen)
F. E. Wirth & Sohn Peitschen-Fabrik, Merseburg
Ferdinand Dietrich Lederleim-Fabrik Merseburg
Franz Schönfeld Fuhrgeschäft, Kalkhandlung, Baumaterialien, Merseburg, Teichstr. 17 (gegr. 1870)
Franz Wirth Seifenfabrik (Seifenpulver, Persil und andere Waschmittel, Stärke, Soda, Waschblau, Kerzen, Toilette-Seifen)
Fritz Roenneke Färberei und Schürzenfabrikation (Leinen- und Baumwollwaaren)
Gebr. Dietrich Papier- und Cellulose-Fabrik, Holzschleiferei, Merseburg (Specialität: Rotationsformatdruck, imit. Pergament, Tauen-Bastpack, Spelt- und Dütenpapiere, einseitige, maschinenglatte, satinierte Papiere, Robert Dietrichs Patentapparate für Cellulose und Papierindustrie)
Gebr. Seibicke Eisenhandlung
Gebr. Wirth Merseburg (Fabrik aller Arten Peitschen und Spazierstöcke, Lederwaaren en gros)
Georg Göpel Maschinenfabrik und Eisengießerei
G. Schönberger Merseburg (Fabrik engl. Biscuits und Conditoreiwaaren, Zuckerwaaren, Chocoladen und Honigkuchen)
Gutenberg-Druckerei Albert Bruns Merseburg (GDAB)
Hugo Sauer Wein- und Spirituosengrosshandlung (Mineralwasserfabrik, ständiges Lager an Kohlensäure)
Kurt Uhlig Wagen- und Karosseriebau Merseburg (gegr. 1883, das führende Spezialgeschäft für moderne Automobil-Lackierung und -Polsterung / Wagen-Planen)
Lederfabrik Wiegand
Merseburger Buntpapierfabrik Sebastian Heilmann (gegr. 1824, Fabriken in Merseburg und Leipzig-Lindenau, weiss und farbig Glanz- und Glacépapier, Kartonnagenpapier, Papier für Zigarrenkisten, Chromopapiere und Kartons, Maser-, Holzmaser- und Zedernholzimitation, Leinenimitation, Krokodil- und Ledernarbendruck, Ultramarinblau Glacé,-Strohkartin für Kerzenschachteln, gestrichene Gold- und Silberpapiere, farbige Skytogenpapiere, mehrfarbig gestreiftes Papier in Nationalfarben, sämtliche Papiere zur Spielwarenfabrikation)
Merseburger Überlandbahnen AG Merseburg
Merseburger Waagenfabrik A. Dresdmer (gegr. 1872, Fabrik für automatische Waagen)
Mitteldeutsche Engelhardt-Brauerei, Halle Saale, Merseburg, Sangerhausen
Mühlich & Kornacker Papierwaaren-Fabrik Merseburg
Otto Stewich Maschinen-Fabrik und Metall-Gießerei Merseburg (gegr. 1869, Hähne und Ventile in allen Metall-Legierungen, Transmissions- und elektrische Kraftübertragungs-Anlagen, Reparatur-Werkstätte für Maschinen und Armaturen)
Pappschachteln, Papierwaaren- und Etiquetten-Fabrik C. Görling (Lithographie, Stein- und Buchdruckerei, Grosses Lager pharmac. und anderer Etiquetten, Medicinglas, Pharmac. Geräthschaften, Standgefässe von Glas, Porzellan u. s. w.)
Paul Marckscheffel & Cie, Fabrik natürlicher Fruchtextrakte und Fruchtaromen (gegr. 1881, Spezialitäten: Fruchtessenzen, ungefährliche Farbstoffe)
Private Theater-Gesellschaft Merseburg
Richard Beyer & Co. Spedition-, Möbeltransport- und Fuhrgeschäft, Merseburg, Breitestr. 14 (Siehe Foto, gegr. 1874, Bahnamtliches Rollfuhrunternehmen, Lastautobetrieb, Sammelladungsverkehr und Wohnungstausch, Kohlenhandlung)
Richard Zeiger Seilermeister
Rischmühle, Oel- und Schneidemuehle
Stadtbrauerei von Carl Berger, Merseburg (gegr. 1888)
Stadtsparkasse Merseburg
Städtischer Schlachthof
Städtisches Gaswerk
Textilkaufhaus Lüthgarth & Co., Weißenfelser Str. 2
Th. Groke Aktiengesellschaft, Maschinenfabrik
Thiele & Franke Destillation und Weingrosshandlung Merseburg (gegr. 1880, Branntwein- und Likörfabrik)
Wilhelm Wiegand Maschinenfabrik KG (Düsengeräte für Papierfabriken, Textilfabriken, Eisen-, Stahl- und Hüttenwerke, Kohlengruben und Brikettfabriken, Molkereien, Schiffbau)

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
An der Saale, der Linie Halle-Bebra und den Nebenlinien Merseburg-Mücheln und Merseburg-Lauchstädt (in Bau) der Preußischen Staatsbahnen. Fabrikation von Maschinen, Leder, Peitschen, Spielwaren, Pappwaren und bunten Papieren, Eisengießereien, Leimsiedereien, Färbereien, Essigsiedereien, Webereien. Das Merseburger Bier war früher sehr berühmt.

Begriffslegende
Waschblau = blaue Pigmente, anorganisches Berliner Blau oder Ultramarin, alternativ organisches Indigokarmin, werden in Kleinstmengen dem Wasch- und Spülwasser zugegeben, um eine Gelbfärbung der Wäsche zu verhindern. Das Waschblau ist eine Komplementärfarbe zu Gelb und hellt daher zu Reinweiß auf.

Quellen
akpool.de
albert-gieseler.de
archivesportaleurope.net
ddr-postkarten-museum.de
picclick.de
recherche.lha.sachsen-anhalt.de
spektrum.de