Kemberg (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung: 28.10.2023

1912 begann in der Nähe von Kemberg die Förderung von Braunkohle. Vier Jahre später kam dabei der erste Schaufelradbagger der Welt zum Einsatz. Von 1903 bis 1951 verband eine Stichbahn den zentralen Ort mit der Hauptstrecke Halle-Berlin mit Zwischenhalt unter anderem in Bitterfeld und Wittenberg. Die heutige Bahnstation befindet sich im eingemeindeten Bergwitz direkt an der besagten Bahnstrecke.

Kemberg ist ein kleiner Ort, war jedoch die Geburtsstätte eines großen Mannes: Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg erblickte am 20. November 1875 in Kemberg das Licht der Welt. Er war als Diplomat in Spanien, Österreich-Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen, Georgien, Osmanisches Reich (Türkei), Libanon, Syrien, Iran, Rumänien und zuletzt in der Sowjetunion tätig. Von der Schulenburg trat vehement für die deutsch-sowjetische Partnerschaft ein und wirkte maßgeblich auf den 1939 geschlossenen Nichtangriffspakt hin. Der erfahrene Diplomat verstand jedoch, dass es nichts gab, was Hitler vom Krieg gegen die Sowjetunion abhalten konnte. Er zog daraus die Konsequenz, einerseits die Führung des Deutschen Reichs vor der militärischen Stärke Russlands und dessen unangreifbaren Industriereserven zu warnen und andererseits seinen sowjetischen Kollegen vor der realen Kriegsgefahr zu warnen. Schulenburgs Karriere endete mit Deutschlands Überfall auf die Sowjetunion. Wegen seiner Kontakte zum bürgerlichen Widerstand gegen Hitler, der am 20. Juli 1944 in ein Attentat auf Hitler im Hauptquartier in Rastenburg (heute Polen) mündete, wurde er vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und erhängt.

Brikettfabrik in Kemberg am Bahnhof Bergwitz (Bergwitzer Braunkohlenwerke AG)

Brikettfabrik Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2012 Brikettfabrik Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2012
Brikettfabrik Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2012 Brikettfabrik Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2012

Die 1905 errichtete alte Brikettfabrik in Bergwitz (heute Ortsteil der Stadt Kemberg) war im Sommer 2012 nicht mehr vollständig. Doch als eindrucksvolle Zeitzeugen stand noch das Pressenhaus. Die Fabrik versorgte seit 1915 das Kraftwerk Zschornewitz über eine eigens errichtete Grubenbahn. Wenige Jahre zuvor, 1908, war bei Bergwitz ein Tagebau aufgeschlossen worden, nachdem der Kohleabbau in Bergwitz bereits seit 1848 erstmals lief. 1946/47 demontierten die "Russen" die gesamte technische Ausrüstung der Brikettfabrik als Reparationsleistung für den Zweiten Weltkrieg mit. Dabei galt die Anordnung der Sowjetischen Militäradministration (SMA), die Produktion während der Demontage aufrecht zu erhalten. Am 1. November 1946 hatte die Besatzungsmacht die Bergwitzer Kohlenwerke besetzt. Der Betrieb der Brikettfabrik ruht seit dem Abschluss der Demontage. Betreiber der Fabrik war die Bergwitzer Braunkohlenwerke AG (gegründet als Gniest-Bergwitzer Braunkohlenwerke zu Wittenberg, bis 1911). 1944 gehörte das Unternehmen mehrheitlich der Dresdener Bank. Die AG produzierte Braunkohlenbriketts und Rohbraunkohle. 1943 war das Unternehmen unter anderem an der Kleinbahn Bergwitz-Kemberg und an der Braunkohle-Benzin AG (BRABAG) beteiligt. Die 1934 gegründete BRABAG war eine Pflichtgemeinschaft der Braunkohlenindustrie in Nazi-Deutschland zur Treibstoffgewinnung aus Kohle.

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Geschäftsberichte der AG

Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG)

Baeuerliche Handelsgenossenschaft in Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2023 Baeuerliche Handelsgenossenschaft in Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2023 Baeuerliche Handelsgenossenschaft in Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2023 Baeuerliche Handelsgenossenschaft in Kemberg, Foto: Martin Schramme, 2023

Dieses wunderbare Wandbild erinnerte noch im Herbst 2023 in voller Schönheit an die Bäuerliche Handels-Genossenschaft in Kemberg, wie es sie in der DDR an vielen Orten des Landes gab.

Betriebe in der DDR (1949-1990)
VEB Edelputz Kemberg
VEB Holzverarbeitung Kemberg (VEB Möbelkombinat Dessau)
VEB Siebdruck Wittenberg-Kemberg

Wirtschaft in Kemberg vor 1945
Mineralwasserfabrik Manfred Morgner

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
Post, Telegraph, Fabrikation von wildledernen Handschuhen, eisernen Bauartikeln sowie Tischlereien und Glasereien, Land- und Forstwirtschaft.