Jeßnitz (Sachsen-Anhalt)

Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme | Keine Verwendung der Fotos ohne Nachfrage!
letzte Änderung am 16.09.2023

1675 bekam Jeßnitz eine Papiermühle. 1899 hatte der Ort den ersten elektrischen Strom. Wegen der Lage an der Mulde hat der Ort immer wieder mit Hochwasser zu kämpfen. Doch der Fluss lieferte dereinst auch Wasser und Energie für die Produktionsstätten am Dudeldei.

Jessnitzer Mühle auf der Muldinsel und Biermannsche Villa (2022 Villa saniert, Mühle abgerissen)

Jessnitzer Muehle, Foto: Martin Schramme, 2013 Foto: Martin Schramme, 2013 Foto: Martin Schramme, 2013 Foto: Martin Schramme, 2013

Aus dem Jahr 1398 stammt die bekannte erster Erwähnung der Mühle in Jeßnitz auf einer Insel in der Mulde. Ab 1455 ist an dem Standort eine Getreidemühle belegt, die schrittweise verbessert wurde, unter anderem 1549 und 1700. 1759 berichtet die Chronik von einer Walk- und Ölmühle. Fürst Leopold verkaufte das Objekt 1792 an den Mühlmeister Drache. Der Neubau von 1794 brannte 1847 ab. Von 1869 bis 1929 befand sich in der Mühle eine Strohpappenfabrik (Strohpappe = billige Pappe aus Stroh und Stofffasern). 1931 wurde aus der Mühle eine Brotfabrik, die 1945 zerstört wurde. 1948 übernahm das Futtermittelwerk die Regie. 1983 war das Ende des Wirtschaftsobjektes besiegelt. Nach dem Ende der DDR 1989/90 wurde die Mühle privatisiert. Die Wohnresidenz Mühlinsel II mit 47 Neubau-Wohnungen sollte entstehen. Im März 2014 gab es diese Residenz noch immer nicht. Stattdessen waren Teile des Objektes komplett eingestürzt. 2021 tat sich dann wirklich etwas und im Mai 2022 war die Sanierung im vollen Gang und das von der Straße aus gesehen rückwärtige Gebäudeensemble abgerissen.

14.04.2021: Die MZ berichtet vom Baustart an der Villa. Demnach hat der Industrielle Karl Biermann die Villa um 1880 als Wohnsitz erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten dort mehr als 30 Flüchtlinge. Nach dem Ende der DDR 1990 ist das Gebäude zusehends verfallen.

1994 organisierte der Heimatverein Jeßnitz einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Geschichte auf der Muld-Insel.

Roßschlachterei & Pferdehandlung Georg Holzweißig

Foto: Martin Schramme, 2017 Foto: Martin Schramme, 2017

Wer weiß mehr über diese Roßschlachterei? Bitte hier melden!

Betriebe in der DDR
Dietze & Dost OHG Jeßnitz Anhalt (Großhandel Kreis Bitterfeld)
Konsum Getränkefabrik Jeßnitz im VEB (K) Sachsenbräu Leipzig / Konsumgenossenschaft Kreis Bitterfeld Produktion: Getränkefabrik Jessnitz (stellte u. a. Malzbier, Limonade "Torino-Zitrone" = Fruchtsaftgetränk mit Kräutergeschmack, Sommer-Limonade mit Fruchtgeschmack und Ananasfruchtsaftanteil und Fruchtsaft-Limonade mit Kohlensäurezusatz her)
PGH "Sanitär" des Klempner- und Installateur-Handwerks, Leninstr. 61 (Bauklempnerei, sanitäre Anlagen, Wasserversorgungsanlagen, Rohrleitungsbau, Gasanlagen, Heizungsanlagen, Kupferschmiederei, zugelassene Installateure des VEB Gasversorgung Halle, zugelassen zur Be- und Verarbeitung von Ekadur)

Wirtschaft in Jeßnitz vor 1945
Carl Pfeiffer, Schneidermeister Jeßnitz/Anhalt
Fabriken am Dudeldei
Gebrüder Biermann Papierfabrik und Holzschleiferei Jeßnitz (gegr. 1883)
Peukert & Koerner Holzschleiferei, Leder-Pappen- und Buchbinder-Pappen-Fabriken, Jessnitz in Anhalt (gegr. 1855)
Verlag Otto Speckmann Jessnitz

Eintrag im Brockhaus-Lexikon von 1894
"An der Mulde und an der Linie Dessau-Leipzig der Preußischen Staatsbahnen. .. Post, Telegraph; Holzwoll- und Garnspinnerei, Fabrikation von Woll- und Halbwollwaren, Tischdecken, Papier und Pappe, Dampfschneidemühlen, Holzschleiferei."

Begriffslegende
OHG = offene Handelsgesellschaft
PGH = Produktionsgenossenschaft des Handwerks