Halle Saale (Teil I, Sachsen-Anhalt)

Siehe auch: TEIL II und TEIL III
Artefakte - Denkmale deutscher Geschichte
Fotos: Martin Schramme, Verwendung der Bilder nur mit Zustimmung des Fotografen!
letzte Änderung am 29.07.2023

Die Region Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt war einst eine DER Industrie-Regionen des Deutschen Reiches. Wegen der vergleichsweise langsamen Modernisierung der Anlagen und der niedrigen Reinvestitionsquote sowie der im internationalen Maßstab mittelmäßigen Arbeitsproduktivität in der DDR (1949-1990) blieben die Großbetriebe oft inklusive ihrer technischen Anlagen aus den 1920er und 1930er Jahren bis 1990 erhalten. Für den Erhalt großer Teil der historischen Stadt waren freilich auch die begrenzten finanziellen Mittel der DDR verantwortlich. Denn in den 1960er Jahren hatten die Stadtplaner in Halle weitreichende Pläne der Umgestaltung, die ihre Wurzeln im wachsenden Straßenverkehrsaufkommen ebenso hatten wie in der zeittypischen Mischung aus Fortschrittgläubigkeit gepaart mit der weitreichenden Aversion der Chefideologen gegen die in Zeiten der Ausbeutergesellschaften gewachsene bürgerliche Stadt. Der massive Umbruch seit der Angliederung der DDR an die Bundesrepublik Deutschland hat aus verschiedenen Gründen die massenhafte Stilllegung dieser DDR-Wirtschaftsbetriebe bewirkt. So sind die Industriebrachen zahlreich. Wie Zeugnisse aus einer anderen Zeit stehen sie herum und verfallen und noch immer sind die Bestände beachtlich, wenn man bedenkt, dass viele Anlagen bereits abgerissen wurden. Neben vielen traurigen Beispielen gibt es mitunter Vereine und Initiativen, die die Rettung alter Bauwerke vorantreiben. In Halle ist das allen voran der Ende der 1980er Jahre gegründete Arbeitskreiskreis Innenstadt (AKI).

Druck- und Verlagshaus Hallesche Zeitung (später "Der Neue Weg")

Druck- und Verlagshaus Hallesche Zeitung, Foto: Martin Schramme Blick in die Leipziger Straße
Druck- und Verlagshaus Hallesche Zeitung, Foto: Martin Schramme Blick in die Leipziger Straße
Druck- und Verlagshaus Hallesche Zeitung, Foto: Martin Schramme Blick auf das Gesamtobjekt zwischen Leipziger Str. und Franckestr.
Druck- und Verlagshaus Hallesche Zeitung, Foto: Martin Schramme
Druck- und Verlagshaus Hallesche Zeitung, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Zeitplan des Druckablaufs fuer die Redaktionen in Halle, Mageburg und Zeitz
Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Archiv

Die Leipziger Straße 61/62 (zu DDR-Zeiten Klement-Gottwald-Straße 61/62) war lange ein Zeitungs- und Verlagshaus, erst für die "Hallesche Zeitung" (Landeszeitung für die Provinz Sachsen), dann für die Tageszeitung in den Bezirken Halle und Magdeburg "Der Neue Weg" (01.01.1946 - 28.02.1992). Seit 1911 unterhielt Wolffs Telegraphisches Bureau (W.T.B.), das 1849 in Berlin gegründet worden war, eine Dependance im Haus. Die Hallesche Zeitung war die erste Zeitung, die in Halle erschien. Auf Initiative von August Hermann Francke wurde sie seit 1708 herausgegeben, seit 1704 sogar als Correspondence. So konnte denn auch Verleger Otto Thiele zum Jubiläum 1908 die Drucksache "Die Geschichte der Halleschen Zeitung: Landeszeitung für die Provinz Sachsen für Anhalt und Thüringen: eine Denkschrift aus Anlass des 200jährigen Bestehens der Zeitung am 25. Juni 1908" von Arthur Bierbach herausgeben. Um 1900 erschien die Hallesche Zeitung mit der Sonntagsbeilage "Illustrirtes Unterhaltungsblatt - Beilage zu Hallesche Zeitung". Auch in der Weimarer Republik (1919-1933) blieb die "Hallesche Zeitung" konservativ und deutsch-national. So begrüßte sie den Kapp-Putsch 1920 und damit den nach fünf Tagen allerdings gescheiterten Versuch von General Walther von Lüttwitz und Erich Ludendorff (mit einer Nebenrolle von Wolfgang Kapp) versuchten, die Weimarer Republik zu stürzen und die Regierung sich dem wahnwitzigen Blutvergießen durch einen kurzzeitigen Umzug von Berlin nach Dresden entzog. Als Verleger trat Otto Thiele auf (1908-1932), der neben dem Druck der Halleschen Zeitung eine Buch- und Kunstdruckerei betrieb, die den Rotations-Illustrationsdruck für Massenauflagen vom Satz bis zur Bindung anbot. Zu den zahlreichen Verlagspublikationen gehörte unter anderem 1917 ein Buch über Arnold Krumm-Heller, einen deutschen Abenteurer, Arzt, Okkultist und Rosenkreuzer, der lange Zeit in Mexiko weilte, 1924 das Buch "Povians-Land. Deutsch-Südwest-Afrika" (gemeint ist Namibia) von A. R. Uhlmann, 1925 das Buch "Wanderlust. Spaziergänge in Halle (Saale) und Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung" von Karl Pritschow oder 1926 das Buch "Hindenburg-Jahrbuch 1926. Vaterländischer Almanach für das deutsche Volk" und auch die Geschäftsberichte der Deutschen Braunkohlen-Industrie von 1922 bis 1925.

Das Blatt "Der neue Weg" leiteten der Reihe nach: Herbert Kunze-Cornelius, Alwin Schaper (1947 bis 1950, danach beim CDU-Zentralorgan "Neue Zeit"), Fred Eismann, Klaus Bigalke und Michael Dorndorf. In den 60/70er Jahren hatte die CDU-Zeitung eine Auflage von 33.000 Stück, in den 80er Jahren sollen es mehr als 36.000 gewesen sein. Offiziell sprach man lieber von 100.000 Lesern, zumal die Auflagenzahlen streng geheim waren, nachdem die Zentrale Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft mbH (Zentrag) bereits im Herbst 1951 eine entsprechende Anweisung herausgegeben hatte. Produziert wurde für Halle, Zeitz, Leipzig und Magdeburg. Der Druck passierte bis 1965 im Keller des Hauses auf Rotationsdruckmaschinen. 1965 übernahm dann das SED-Bezirksorgan "Freiheit" den kompletten Druckauftrag. In der Klement-Gottwald-Straße wurden aber weiter die Matritzen vorbereitet. Verlegerisch war DNW mit dem Union-Verlag auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale) verbunden. 1990 übernahm die FAZ-Verlagsgruppe den Neuen Weg. Die Zahl der Leser nahm jedoch schrittweise ab. 1992 wurde das Blatt eingestellt. Seit vielen Jahren steht das Gebäude fast vollständig leer. Das Dach wurde allerdings noch von der Treuhand saniert. Im Juli 2011 wurde das Haus im Internet für 650.000 Euro angeboten durch City Immobilien in Mühlbach. Am 14. September 2014 durften die Hallenser im Rahmen des Tages des offenen Denkmals das Objekt erstmals in Augenschein nehmen. Das Haus war zu dem Zeitpunkt heruntergekommen und verdreckt, wie es einmal genutzt wurde, war jedoch vor allem an den verbliebenen Setzmaschinen noch gut erkennbar. Zu den schönen Details des Bauwerkes gehörten Bleiglasfenster von Johann Ewald.

2017 fanden Bewohner und Besucher der Stadt Halle (Saale) den großen Gebäude-Komplex saniert vor.

VEB Gravo-Druck Halle / Offsetgroßdruckerei und Faltschachtelwerk
(Abriss des Verwaltungsgebäudes 2010, weitere Bauarbeiten 2015/2016, Abriss und Neubau 2022/2023)

VEB Gravo Druck, Foto: Martin Schramme, 03.2010 VEB Gravo Druck, Foto: Martin Schramme, 03.2010 Foto: Martin Schramme, 03.2010
Foto: Martin Schramme, 03.2010 Foto: Martin Schramme, 03.2010 Foto: Martin Schramme, 2017

Der VEB Gravo-Druck Halle mit Hauptsitz in der Dessauer Str. 211 hatte im Stadtgebiet Halle vier Betriebsteile: Betriebsteil I befand sich an der Ludwig-Wucherer-Str. 44 (siehe Fotos), Betriebsteil II an der Thomasiusstr. 33, Betriebsteil III an der Dessauer Str. 211 und Betriebsteil IV an der Geiststr. 22. Haupterzeugnisse waren Lernmittel, Kalender, Ringbucheinlagen, Geschäftsbücher, Ausstattungsetiketten und faltbare Schachteln aus Karton. Nach der Kombinatsbildung gehörte Gravo zum VEB Hermes Graphischer Spezialbetrieb Halle, der wiederum Teil des VEB Kombinat Zellstoff und Papier Heidenau war. Hermes war 1911/12 als Ashelm-Hermes Schreibwaren gegründet, 1946 als Ferdinand Ashelm KG teilenteignet und 1951 verstaatlicht worden.

In der DDR war Gravo-Druck eine Institution und spielte sogar im DEFA-Filme "Das verhexte Fischerdorf" (1962) eine Rolle: "Mauritius Halbermann, Werbeleiter im VEB Gravo-Druck, ist ein vielbeschäftigter Mann. Ohne Arbeit kann er nicht leben, so meint er. Als er wieder einmal eine neue, grandiose Werbeidee hat, tyrannisiert er seine Kollegen sogar beim wohlverdienten Ostseeurlaub ... " Gravo-Druck war seinerzeit auch Bildungsstätte für einige Kunststudenten.

Ende 1990 zeichnete sich bereits die schwierige wirtschaftliche Lage des Unternehmens nach der Wende ab. Im Jahresabschlussbericht 1990 vom 28. Juni 1991 des in eine GmbH überführten ehemaligen Volkseigenen Betriebes (VEB) war von Außenständen in Höhe von 2.170.540 DM die Rede. Außerdem erhob die Stadt Halle vermögensrechtliche Ansprüche. Zu dem Zeitpunkt gab es dort noch 238 Mitarbeiter (31.12.1990). 1992 lief ein Insolvenzverfahren, seitdem stehen die Gebäude an der Ludwig-Wucherer-Straße 44 leer und verfallen. 2010 wurde die Abrissgenehmigung erteilt für zwei Verwaltungsgebäude an der Wucherer-Straße, was mit den einsturzgefährdeten Produktionsgebäuden passiert, war noch unklar.

Im Dezember 2019 berichtete die Lokalpresse, dass die NORSK Deutschland AG (Sitz: Frankfurt am Main) 45 Millionen Euro in das Objekt investieren wolle, um an dem Standort bis Ende 2022 Wohnungen und Einzelhandel zu etablieren. Mit den Planungen wurde das Architekturbüro Snarq in Halle. Zwei Monate zuvor hatte das 2018 gegründete Unternehmen bereits in der Klaustorvorstadt das Areal "Neue Höfe Tuchrähmen" gekauft.

Wandwerbung in der LuWu: Patina - Seifenfabrik

Patina Wandwerbung Seifenfabrik, Foto: Martin Schramme, 1990er Jahre

In der Ludwig-Wucherer-Straße in Halles nördlicher Altstadt am Rande des Paulusviertels befand sich noch in den 1990er Jahren eine Wandwerbung für Patina. Der volkseigene Betrieb VEB Patina Halle, der von 1948 bis 1990 bestand und seit 1968 ein Kombinatsbetrieb das VEB Seifenwerk Riesa war, produzierte Seifen und Parfüme. Wie auf dem Foto von der Wandwerbung zu sehen ist, hatte man in der Luwu einfach die Werbung des Vorgängerbetriebs überpinselt, denn Patina beerbte die 1902 gegründete Hallische Seifen &Parfümfabrik Stephan& Co. GmbH.

mehr über die Firmengeschichte

Hallische Nachrichten (Aufschrift 2017 bei Sanierung zerstört)

Hallische Nachrichten Werbewand Berliner Strasse, Foto: Martin Schramme, 2008 verblichene Fassadenwerbung Berliner Straße
Hallische Nachrichten, Foto: Martin Schramme Titelseite der Hallischen Nachrichten vom November 1943

Die hallesche Tageszeitung "Hallische Nachrichten" (HN) erschien von 1918 bis 1944. Verleger war zuletzt Dr. Hans-Joachim Huck, Verlagsdirektor August Spretke und Hauptschriftleiter Dr. Arno Wegrich. Am 1. September 1944 wurden die HN dem NS-Parteipresseorgan "Mitteldeutsche National-Zeitung" hinzugefügt. Fortan hieß es im Untertitel der MNZ "Auf Kriegsdauer vereinigt mit Halleschen Nachrichten". Nach dem Krieg kam die HN nach dem Abzug der Amerikaner und der Ankunft der Russen am 19. Juli 1945 zum Volksverlag (Volks-Zeitung, KPD-Blatt).

Wegrich war später nach dem Kriege Wirtschaftsjournalist in der BRD. Gegen ihn und vier weitere Journalisten wurde 1953 wegen aktiver Bestechung und Verleitung zu strafbarer Handlung im Amt ermittelt (Quelle: Spiegel 3/1955).

Akzidenzsetzerei

Foto: Martin Schramme

Akzidenzsetzerei: Eine auf Zeitungs- und Geschäftsbriefköpfe sowie Visitenkarten spezialisierte Setzerei. Hinzu kamen weitere Gelegenheitsdrucksachen wie Prospekte, Broschüren, Flugblätter, Speisekarten, Tickets und so weiter.

Armaturenwerk Halle (ehemals Dampfkesselfabrik, gegr. 1878)

Armaturenwerk Halle, Foto: Martin Schramme Armaturenwerk Halle, Foto: Martin Schramme

Heute ist das Armaturenwerk in der Hand von ARI. Noch in den 1940er Jahren befand sich dort die Hallesche Maschinen- und Dampfkessel-Armaturen-Fabrik Dicker & Werneburg G.m.b.H. (Turmstraße 118-123).

Solequelle an der Pferderennbahn

Solequelle an der Pferderennbahn, Foto: Martin Schramme Solequelle an der Pferderennbahn, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Direkt zwischen der Saale und der Pferderennbahn in Halle an der Saale befindet sich die Reste eines Bohrturms. Anfang 2012 waren vier gemauerte Sockel und der stählerne Stumpf des Bohrlochansatzes noch gut zu erkennen. Es könnte sich um eine 1940 bis in 645 Meter Tiefe vorgetragene Bohrung nach Sole (Salzwasser) handeln.

Wasserspeicher auf dem Großen Galgenberg (Baujahr 1893)

Wasserspeicher auf dem Galgenberg, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Der unscheinbare Natursteinturm mit Aussichtsplattform gehört zu dem Hochbehälter für das Giebichensteiner Wasserwerk, der 1893 auf dem Großen Galgenberg errichtet wurde. Zur gleichen Zeit nahm der Hallesche Verschönerungsverein die Bepflanzung des bis dahin nur mit Gras bewachsenen Berges vor.

Brikettfabrik und Ziegelei in Halle-Bruckdorf (Abriss Anfang 1990er Jahre)

Foto: Norbert Labuschke, Baugruppe Köhler Foto: Norbert Labuschke, Baugruppe Köhler Foto: Norbert Labuschke, Baugruppe Köhler Foto: Norbert Labuschke, Baugruppe Köhler

Stand 2013/2014: In Halles Osten befanden sich einst Braunkohlelagerstätten, die im Zuge der Industrialisierung ausgiebig genutzt wurden. Um die Kohle effektiv nutzen zu können, wurde sie zu Briketts weiterverarbeitet und das unter anderem auch in Bruckdorf. 1896 wurde der Bau der Brikettfabrik begonnen. In der Nahbarschaft befand sich der Tagebau Grube "Hermine-Henriette". 1905 begann der Salzkohleabbau im neuen Tagebau "von der Heydt". Das Kohleflöz in Bruckdorf war 10 bis 20 Meter mächtig. Unter dem Tarnname Lack III wurde während des Zweiten Weltkrieges eine Destillation zur Mineralöl- und Treibstoffproduktion errichtet. Von 1940 bis 1973 wurde Kohle auch im nahen Tagebau Lochau abgebaut und unter anderem in den Brikettfabriken Bruckdorf, Ammendorf und Osendorf verarbeitet. Das Material wurde über Kohlebahnen herangefahren. Den in Lochau ebenfalls anfallende Ton brannten die Ziegeleiwerek Halle-Bruckdorf zu Ziegeln. Am 12. Oktober 1958 besuchte der Minister für Staatssicherheit der DDR, Erich Mielke, die Brikettfabrik, die nun zum Braunkohlewerk Halle-Ammendorf gehörte.

Die Fotos entstanden 1991 kurz vor dem Abriss. Mein Dank gilt Norbert Labuschke von der Baugruppe Köhler.

Hafenbahn (vom Thüringer Bahnhof zum Sophienhafen)

Hafenbahn Halle, Foto: Martin Schramme Hafenbahn, Foto: Martin Schramme

Die Hafenbahn in Halle Saale verband den Sophienhafen an der Hafenstraße mit dem Thüringer Bahnhof. Mit angebunden waren dabei die Salzproduktion und die Gasanstalt auf der Saline, das Gaswerk am Holzplatz und das benachbarte Elektrizitätswerk (E-Werk) und spätere Heizkraftwerk an der Genzmer Brücke. Transportiert wurde vor allem Kohle. 1926 wurde der Sophiehafen geschlossen und vom neuen Hafen in Halle-Trotha abgelöst. 1968 wurde der Güterverkehr weitgehend eingestellt. Das endgültige Aus für die Strecke kam nach dem Ende der DDR (1990). Bauliche Reste der Trasse sind bis heute zu finden. Parallel zum E-Werk verlaufen drei Gleise. Ein Schienenstrang wurde aufgeschottert, die zwei anderen zum Rad- und Fußweg ausasphaltiert.

Verlauf der Hafenbahn
weitere Quelle: wiki
Bericht über die Hafenbahn-Brücke vom Arbeitskreis Innenstadt (AKI)

Elektrizitätswerk am Holzplatz (heute VW-Autohaus)

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Halles erstes Elektrizitätswerk wurde um 1900 unweit der Genzmer Brücke und des Gaswerkes am Holzplatz errichtet. Die fortschreitende Industrialisierung, der Ausbau der elektrischen Straßenbahn sowie der elektrischen Beleuchtung auf Straßen und in Gebäuden erforderte den Bau eines Kraftwerkes zur Erzeugung von Elektrizität. Direkt an der Trasse der Hafenbahn und am Flussverlauf der Saale war das Werk ideal gelegen, um es mit Kohle und Wasser zur versorgen. Freilich war es weniger günstig, dass die Abgase beim vorherrschenden Westwind häufig über die Kernstadt zogen. Ein repräsentativer Gebäudekomplex entstand, der 1913 erweitert wurde. Ab 1928 war das E-Werk am Holzplatz jedoch nur noch Reserve, denn das neue Kraftwerk in Trotha deckte nun den Strombedarf der Stadt. 1950 baute die DDR das Objekt zum Heizwerk um und fügte 1961 eine moderne Stahlskeletthalle ein. Seit 1946 befand sich am Werk eine Autoreparatur, die zuletzt zum VEB Kraftfahrzeuginstandsetzungswerk Halle gehörte. Ehemalige Werktätige gründeten 1990 an dem Standort ihr eigenes Unternehmen. Es entstand ein VW-Autohaus. 1999 wurde das Heizhaus endgültig stillgelegt. Für das Baudenkmal trat der in Halle leider seltene Fall ein, dass sich eine liebevolle Sanierung des Objektes anschloss. Historische Industriearchitektur als Präsentationsfläche zu nutzen, wurde schon bald darauf durch das Autohaus Honda-Schmidt in einem Teil der alten Maschinenfabrik an der Merseburger Straße kopiert.

Bunker unter dem ehemaligen Platz der SA (heute: Georg-Schumann-Platz)

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Unter dem Platz der SA (heute Georg-Schumann-Platz) befand sich zu NS-Zeiten Halles größter Luftschutzbunker. Ende der 1930er Jahre hatten die Nazis zunächst intensiv nach alten unterirdischen Gängen und Kellern suchen lassen. Weil die gefundenen unterirdischen Hohlräume jedoch nicht für die Anforderungen des modernen Luftschutzes ausreichten, wurde der Bau etlicher Bunker angeordnet.

Stempel-Pfautsch (seit 1880 in Halle)

Foto: Martin Schramme

Stempel-Pfautsch gehört zu Halles Traditionsunternehmen. Es besteht seit 1880. Das Foto zeigt eine Druckmaschine am ehemaligen Firmensitz.
das Unternehmen heute im Internet

Untersuchungshaftanstalt Halle (U-Haft)

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Zwischen Hansering und Kleiner Steinstraße befand sich zu DDR eine nicht zuletzt wegen der miserablen Bedingungen der Unterbringung berüchtigte Untersuchungshaftanstalt. Teilweise hausten die Gefangenen in zwei Meter breiten schmalen Buchten. Im Außenbereich befanden sich ebenfalls sehr kleine Parzellen, die wahrscheinlich für den Freigang benutzt wurden. Am 17. Juni 1953 wurden alle Insassen - 248 Frauen und drei Männer - befreit. Es blieb ein kurzes Intermezzo. Untersuchungshäftlinge konnte in der DDR durchaus ein halbes Jahr einsitzen, bis ihr Fall entschieden wurde. Die U-Haft war nicht selten der Beginn einer politischen Haft.

VEB Datenverarbeitungszentrum Halle (2013 vollständig abgerissen)

VEB Datenverarbeitungszentrum Halle, Foto: Martin Schramme VEB Datenverarbeitungszentrum Halle, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Dieses Wandbild aus dem Jahr 1988 befindet sich im Flur zum Speisesaal
des ehemaligen DVZ Halle. Gezeichnet hat es der Kindermalzirkel des Kulturkabinetts
Halle-Neustadt.
Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Das VEB Datenverarbeitungszentrum Halle befand sich zu DDR-Zeiten in Halle-Neustadt im Block 081. Betriebsdirektor war Dr. Schmidt.

Bei der Unterabteilung (U.A.) Standortplanung der Bezirksplankommission beim Rat des Bezirkes Halle wurde der "Neubau eines Datenverarbeitungszentrums in Halle" am 16. Juni 1967 beraten. Demnach sollte das Vorhaben von 1969 bis 1971 umgesetzt werden für zirka 55,4 Millionen Mark. Im Protokoll zu der Veranstaltung heißt es wörtlich "Auf Grund der Tatsache, daß der VEB Maschinelles Rechnen die materiell-technische Basis der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik bildet, führt die derzeitige räumliche Trennung zwischen diesen Einrichtungen zu großen, im Interesse der Aktualität der Informationen nicht vertretbaren Zeitverlusten durch Botengänge, zu höheren Kosten für Transport und Fernsprechgebühren usw. Die Überbesetzung der vorhandenen Diensträume, die räumliche Zersplitterung in beiden Einrichtungen sowie das Auftreten von Stromschwankungen und das Fehlen einer Klimaanlage beim VEB Maschinelles Rechnen bewirken eine wesentliche Behinderung des Arbeitsablaufes, Funktionsunsicherheiten an den Maschinen, die nicht vollständige Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen usw. Möglichkeiten für Erweiterungen bzw. den Um- und Ausbau der vorhandenen Räumlichkeiten sind nicht gegeben."

Weiter besagt das genannte Protokoll, dass das Büro des Chefarchitekten von Halle-Neustadt und das Büro für Territorialplanung drei Standorte vorgeschlagen haben: Halle, südlich der Siedlung Rosengarten an der Merseburger Straße unterhalb der Milchstraße, Halle-Neustadt Reservefläche des III. Wohnkomplexes und Halle-Neustadt westlich des Bildungszentrums. Der letzte Standort westlich der Straße G, die von der Magistrale nach Nietleben führt, wurde als geeignet ausgewählt.

Im April 1968 lag ein Bohrplan vor über 14 Bohrungen auf dem Gelände des künftigen DVZ. Gebaut werden sollten fünf Gebäude: Verwaltung, Speisesaal sowie drei Produktionsgebäude (I VVB Zucker und Stärke Ministerium für Finanzen, II VEB Maschinelles Rechnen, III Reserve).

In einem Schreiben vom 17. Juni 1968 aus dem "Büro für Städtebau und Architektur des Bezirkes Halle" unter der Leitung des Direktors Prof. Dr. Ing. E. H. Richard Paulick wurde dem Vorhaben zugestimmt. Unterzeichner waren der Leiter der Abteilung Halle-Neustadt Dipl.-Ing. Harald Zaglmaier und Dipl.-Architekt Pietzsch. Das Bauvorhaben sollte als Teil des 1973 zu beginnenden V. Wohnkomplexes (WK) in der Neustadt realisiert werden.

Zuarbeiten für die technische Ausrüstung des DVZ in Halle kommen unter anderem vom VEB Robotron-Anlagenbau in Leipzig. Eingebaut werden sollte demnach eine EDVA Robotron 21 (R21). Der R21 war der erste DDR-Großrechner der dritten Generation. Dabei handelte es sich zudem um ESER-Technik (ESER = Einheitliches System Elektronischer Rechentechnik), als im sozialistischen Staatenblock abgestimmte Rechentechnik. Drei Millionen Euro kostete ein R21. mehr

Auch beim Mobiliar griffen die Erbauer des DVZ auf die Kapazitäten des sozialistischen Wirtschaftsraumes (RGW) zurück. So kamen Schränke aus dem Leningrader Möbelkombinat Nr. 1.

Im Juli 1982 wurde Nutzungsvertrag über die Nutzung von wissenschaftlich-technischen Ergebnissen mit dem VEB Datenverarbeitungszentrum Statistik in Berlin abgeschlossen. Die Statistikämter blieben auch nach der Wende und der Umwandlung des Betriebes in die Datenverarbeitungszentrum Halle GmbH (DVZ) wichtige Kunden.

Mit der Rechentechnik des DVZ, aber auch mit den Reliefs im 2014 abgerissenen DDR-Bauwerk intensiver beschäftigt hat sich die Computer- & Elektronik Arbeitsgemeinschaft Halle. hier klicken

Intecta - Einrichtungshaus (ehemals Kaufhaus Brummer & Benjamin, seit 2012 Designkaufhaus)

Intecta - Einrichtungshaus, Foto: Martin Schramme Intecta - Einrichtungshaus, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

1901 wurde das Gebäude in der Großen Ulrichstraße als Kaufhaus Brummer & Benjamin errichtet. Architekten waren die Gebrüder Albert und Ernst Giese. 1936 wurden die jüdischen Hauseigentümer enteignet. Neuer Hausbesitzer wurde die Firma Eichenauer & Co.

Zu DDR-Zeiten war in der Gr. Ulrichstr. 22-25 zuletzt das "Intecta Möbeleinrichtungshaus" (Fernsprechbuch Bezirk Halle 1983) untergebracht. Geführt wurde es als Objekt der Handelsorganisation Industriewaren. Im Adressbuch von 1950 sind unter der Adresse noch Getreide- und Futtermittel-Großhandel und eine Tischlerei eingetragen.

Nach mehreren Zwangsversteigerungsterminen bekam das ehemalige Intecta am 13. Januar 2009 neue Besitzer und sollte zum Design-Kaufhaus werden. Das Vorhaben wurde unter anderem wegen der Folgen der Finanzkrise 2008/2009 verschoben. Bis zum endgültigen Baustart im Herbst 2011 wurde die Zeit mit der Nutzung des Hauses für diverse Kunstprojekte überbrückt. Zum Baustart noch diskutiert wurden die Modalitäten für den geplanten Einzug eines interaktiven Radio-Museums. Seit Sommer 2012 wird das komplett sanierte Gebäude als Designkaufhaus genutzt.

GWH - VEB Getreidewirtschaft Halle (Kombinat für Getreidewirtschaft | KfG, Brachwitzer Straße)

Foto: Martin Schramme, 2016
VEB Getreidewirtschaft Halle, Foto: Martin Schramme VEB Getreidewirtschaft Halle, Foto: Martin Schramme, 2016 VEB Getreidewirtschaft Halle, Foto: Martin Schramme

Zur Getreidewirtschaft Halle (GWH) gehörten Betriebsteile in Niemberg und Salzmünde (heute Teil von Salzatal). Der Hauptsitz in Halle befand sich an der Brachwitzer Straße 24. Ständiges Thema der Arbeiter- und Bauern-Inspektion war die Lagerung und Gesunderhaltung der Getreidebestände.

VEB Ammendorfer Plastwerk (APW) Halle, Betriebsteil des Kombinats Chemische Werke Buna (Schachtstraße 11)

VEB Ammendorfer Plastwerk, Foto: Martin Schramme VEB Ammendorfer Plastwerk, Foto: Martin Schramme VEB Ammendorfer Plastwerk, Foto: Martin Schramme

Seit 1963 gehörte auch die Ammendorfer Tapetenfabrik (ATF) zum Ammendorfer Plastwerk. Der VEB Ammendorfer Plastwerk (APW) Halle gehörte zuletzt zum Kombinat Chemische Werke Buna. Hergestellt wurden im APW unter anderem Tapeten und Fußbodenbeläge. Damit realisierte Buna einen wichtigen Beitrag zur Konsumgüterproduktion in der DDR und für das Exportgeschäft.

Nach der Wende ging es auch mit dem APW schnell bergab. Wie, das war im Hamburger Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL am 24.09.1990 (Spiegel, 39/1990) unter der Schlagzeile "Langsam, aber teuer sterben" zu lesen: "Ähnlich lief es bei der Ammendorfer Plastwerk GmbH, einer Buna-Tochtergesellschaft in Halle, die mittels der "Plaste und Elaste aus Schkopau" (Buna-Werbung) Strukturtapeten und Fußbodenbeläge herstellt. Nach einem im Werk aushängenden Flugblatt hatten die Oberen, vom Hauptbuchhalter bis zum Betriebsdirektor, im Frühjahr noch einmal kräftig in den Lohnfonds gelangt und sich gegenseitig Einkommenserhöhungen bis zu 450 Mark zugeschoben. Was die Herren laut Flugblatt miteinander verband: "Sie waren alle vor der Wende in der SED."

Das Unternehmen kann seine 1200 Mitarbeiter derzeit nur mit Hilfe von Finanzspritzen aus der Treuhandkasse (10 Millionen Mark bis Ende September, noch einmal 7,5 Millionen bis zum Jahresende) bezahlen. Wenn überhaupt: Rund 650 Leute, die halbe Belegschaft, sollen bald entlassen werden. Geschäftsführer Gerhard Geipel, 53, hat "bis Ende November keinen Absatz"."

Ein weiterer Teilbetrieb des Plastwerks befand sich in den ehemaligen Gebäuden des Süßwarenherstellers Most am Böllberger Weg und ist inzwischen für den Neubau eines Sportparadieses abgerissen worden. Im August 2003 war für das Areal am Böllberger Weg noch ein Projekt "Handel und Wohnen" vorgestellt worden.

Die Ammendorfer Tapetenfabrik produzierte nach 1990 weiter Tapeten. Im Juli 2011 wurde jedoch bekannt, dass das Unternehmen insolvent ist.

Gaswerk Dölau (heute Stadtforststr. 75, davor Hermann-Göring-Str. 75, Cröllwitzer Str. 75)

Gaswerk Doelau in Halle Saale, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

1897 wurde das Gaswerk Dölau errichtet. Zur Versorgung Dölaus wurde es bis 1950 betrieben. 1968 erfolgte die Demontage der Technik. Im Februar 2011, also zum Zeitpunkt der Aufnahme, war das Objekt dem Verfall preisgegeben. Inzwischen ist es saniert. Eine Sparkassen-Filiale ist dort untergekommen.

Eiswerke Passendorf, Natur- und Kunsteisfabrik (gegr. 1887, Abriss 2018)

Eiswerke Passendorf, Foto: Martin Schramme, 2014 Eiswerke Passendorf, Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Martin Schramme, 2014 Foto: Archiv

Die 1887 gegründeten Eiswerke Passendorf an der Teichstraße produzierten Kunsteis für Eisschränke (hölzerne Vorläufer der Kühlschränke). Die Initiative für den Betrieb eines Eiswerkes soll vom Bürgermeister Passendorfs, Karl Bedau, ausgegangen sein. Bevor das Eis technisch hergestellt wurde, war es an kalten Wintertagen aus umliegenden Gewässer geschnitten (Abeisen) und hinter dicken Ziegelmauern oder kalten Kellern zur Lagerung aufgetürmt. Um eine höhere Reinheit des Eises zu erhalten, konnten auch Holzgestelle aufgebaut und durch eine Rotationsapparatur wieder und wieder mit Wasser bestäubt werden, so dass langsam Eiszapfen (Eisstangen) von beachtlicher Größe wuchsen. Im Adressbuch von 1941 sind die Gebrüder Stobinski als Gründer und Inhaber eingetragen. 1983 kostete ein Block Roheis zwei Mark der DDR und einen Eimer Roheis 37 Pfennige. Im Dezember 1991 wurde der Betrieb eingestellt.

Die Spezialisten für den Bau von Eismaschinen saßen seit 1868 im nahen Halle (Saale). Die Hallesche Maschinenbau-Anstalt (vormals Vaass & Littmann) bot als Specialfabrik für den Bau von Eis- und Kühlmaschinen Kohlensäure und Ammoniak-Compressions-Systeme an. 2018 folgte die Zerstörung eines weiteren Teils Industriegeschichte. Abriss!

kurzer Fernsehbeitrag über die Eiswerke Passendorf

gute Internetseite über die Geschichte der Eisgewinnung

Landwirtschaftliches Institut der Universität Halle
(Teilabriss und Sanierung ab 2011)

Landwirtschaftliches Institut, Foto: Martin Schramme Institut für Argrar- und Ernährungswissenschaften
Foto: Martin Schramme Institut für Tierzucht (links, bleibt erhalten), daneben Präparierssal
Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Maschinenhalle
Foto: Martin Schramme Maschinenhalle
rechtefreies Bild vom Haustiergarten Halle anno 1888

Im Herbst 2006 beschloss Sachsen-Anhalts Landesregierung in seiner Zuständigkeit für die Hochschulen des Landes, den lange diskutierten Neubau eines Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrums der Martin-Luther-Universität (MLU) Halle-Wittenberg auf dem Gelände der ehemaligen Landwirtschaftlichen Fakultät der MLU an der Emil-Abderhalden-Straße / Ludwig-Wucherer-Straße zu bauen.

Alte Sportstätte (Stadionbau aus der DDR)

Sportstaette aus der DDR, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

In großen Teilen zugewachsen und zerstört ist diese Sportstätte in Halle-Kröllwitz. Zu Zeiten von DDR-Staatschef Walter Ulbricht hatte im Nationalen Aufbauwerk (NAW) ein Stadion entstehen sollen. Zahlreiche freiwillige Stunden wurden geleistet. Das Vorhaben kollidierte allerdings mit dem Bau des Klinikums Kröllwitz ganz in der Nähe, weil Patienten nicht durch laute Sportveranstaltungen gestört werden sollten.

Thingstätte von 1934 (verfallen und vergessen)

Thingstaette in Halle-Kroellwitz, Foto: Martin Schramme Thingstaette in Halle-Kroellwitz, Foto: Martin Schramme Thingstaette in Halle-Kroellwitz, Foto: Martin Schramme Thingstaette in Halle-Kroellwitz, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Karte vom Thingplatz, Repro: Martin Schramme, 2023

Die Nationalsozialisten waren dem Okkulten zugetan und so errichteten sie während ihrer Herrschaft (1933-1945) deutschlandweit zahlreiche Thingstätten, ein Rückgriff auf eine Tradition der alten Germanen. Eine derartige Kultstätte entstand in den Brandbergen von Halle. Am 1. Mai 1934 wurde das Bauwerk mit 5000 Plätzen feierlich übergeben. Es war die erste neuzeitliche Thingstätte auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Nach der Jahrtausendwende war von der einst gewaltigen halbrund ansteigenden Anlage nur das Ehrenmal der Arbeit erhalten, allerdings ohne die sechs Arbeiterskulpturen von Alfred Vocke (1886-1944), die 1951 zum Bestandteilen des Kurt-Wabbel-Stadions (Fußballstadion) wurden. Der Entwurf der Thingstätte stammte vom Architekt Ludwig Moshamer, der auch die Thinganlagen in Freyburg/Unstrut, Passau, Schmiedeberg, Schwarzenberg und Jülich.

Neumühle (erbaut 1582)

Neumuehle erbaut 1582, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Renaissance-Portal im Hof der Neumühle in Halle

Die älteste von einst fünf Mühlen an der Mühlpforte ist bis in das Jahr 1582 zurück zu datieren. Auf der Straßenseite befinden sich an einer Gebäudeecke etliche Eintragungen beachtlicher historischer Wasserstände der benachbarten Saale. In den 1990er Jahren war zeitweise die Sanierung und Nutzung der Mühle durch den Fremdsprachdienstleister Inlingua im Gespräch.

Altes Gaswerk am Holzplatz (teilweise abgerissen, teilweise saniert)

Foto: Martin Schramme
altes Gaswerk am Holzplatz, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Das alte Gaswerk am Holzplatz Nr. 7 war eines der Gaswerke, die Halle an der Saale einst versorgten. Weitere Gaswerke befanden sich an Mansfelder Straße und Friesenstraße sowie in Dölau. Nach dem verheerenden Hochwasser im Mai/Juni 2013 diskutierte Halle, wie es mit dem alten, erneut gefluteten Planterium auf der Peißnitz-Insel weitergehen soll. Am Ende stand der Abriss des Bauwerks aus der DDR und der Ersatz-Neubau auf dem Holzplatz. Baustart war am 21. Januar 2019. Im Frühjahr 2023 war die Eröffnung. 21 Millionen Euro hat das neue Planetarium am Ende gekostet. Über den ehemaligen Bauplatz des alten Planetariums ist Gras gewachsen und über den Skandal des Abrisses offenbar auch, war das Objekt doch am 26. Juni 2015 in die Denkmalliste des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen worden.

Kleine Anregung zum Thema: Das letzte vollständig erhaltene Gaswerk Deutschlands befindet sich in Neustadt (Dosse).

Provinzial-Irrenanstalt | Wehrmachtskaserne | Russenkaserne

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

An einer Giebelwand der ehemaligen Anstaltskirche befindet sich eine Gedenktafel mit folgender Aufschrift: "Die Staende der Provinz Sachsen dem Andenken an Dr. Heinrich Damerow. / (28.12.1798-22.09.1866). | Er war der Anstalt erster Leiter | ein treuer Arzt der Kranken | der Wissenschaft eine Zierde."

Neue Residenz (begonnen 1531)

Neue Residenz, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Die so genannte "Neue Residenz" wurde im Jahr 1531 von Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545) als erste deutsche Universität im italienisch-französischen Renaissance-Stil konzipiert und mit dem Privileg des Papstes errichtet. An der Gebäudefront oberhalb des halleschen Flusses Saale sind ehemalige Anbauten noch gut zu erkennen.
neue Residenz im Internet

Albert Ehrhardt Landwirtschaftliche Maschinen (Merseburger Str. 14, Abriss um 2000)

Albert Ehrhardt Landwirtschaftliche Maschinen, Foto: Martin Schramme / 06.2005

In den halleschen Adressbüchern von 1941, 1946/47 und 1950 ist Albert Ehrhardt in der Merseburger Straße 14 als Kaufmann einer Landmaschinen-Großhandlung zu finden. Beim Abriss des Gebäudes um das Jahr 2000 kam das nachfolgend beschriebene Wandbild der amerikanischen Firma McCormick zum Vorschein.

McCormick-Wandbild (Merseburger Straße, Abriss Winter 2008/2009)

McCormick-Wandbild, Foto: Martin Schramme McCormick-Wandbild, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

In Halle gab es 1990 noch etliche alte Werbeaufschriften an den Fassaden historischer Gebäude. Unter anderem im Paulausviertel waren Aufschriften wie "Colonialwaren" zu lesen. In der Ludwig-Wucherer-Straße war eine Florena-Werbung und in der Mansfelder Straße Riebeckbräu. Bis 2010 waren die meisten dieser Artefakte verschwunden - verputzt, überpinselt, weggerissen. Es gab aber auch einen prominenten Fall, in dem eine alte Werbebotschaft erst nach der Wende auftauchte. Durch den Abriss des Gebäudes Merseburger Straße 14 mit dem Schriftzug "Albert Ehrhardt Landwirtschaftliche Maschinen" nach der Jahrtausendwende kam ein fantastisches Wandbild aus der Kaiserzeit zum Vorschein, das sich einst offenbar oberhalb eines flachen Nachbargebäudes befand und somit stadtauswärts gut zu sehen war. Zu sehen waren ein Rasenmäher (wahrscheinlich Mower No. 6) des weltbekannten US-amerikanischen Landmaschinenherstellers McCormick im Strahlenkranz und zwei Fahnen - die Fahne des Deutschen Reiches und die Fahne der Vereinigten Staaten. Die Eigentümer des sonst eher unscheinbaren Gebäudes wohnten in Berlin und trugen sich mit Verkaufsabsichten. Im Winter 2008/2009 wurde das Gebäude samt Wandbild abgerissen. Der in Halle sonst so penible Denkmalschutz hatte offenbar keine Notiz davon genommen, ohwohl die hallesche Tageszeitung "Mitteldeutsche Zeitung" und die SonntagsNachrichten Halle (eingestellt im Herbst 2015) das Bild thematisiert hatten.

Azetylenwerk, Betriebsteil des VEB TEGA Leipzig (Reideburger Straße, TEGA = Technische Gase)

Azetylenwerk, Betriebsteil des VEB TEGA Leipzig, Foto: Martin Schramme, 07.2007 Foto: Martin Schramme, 07.2007 Foto: Martin Schramme, 03.2010 Foto: Martin Schramme, 03.2010

Vor der Enteignung nach dem zweiten Weltkrieg gehörte das Acetylengaswerk Halle-Diemitz zur Industriegas Actiengesellschaft Berlin und produzierte Acetylen-Flaschengas, Karbid, Sauerstoff und bot zudem Schweißgeräte und Zubehör für die autogene Metallbearbeitung an. Zu DDR-Zeiten gehörte das Azetylenwerk zum VEB TEGA in Leipzig.

Nach der Wende wurde es als Acetylenwerk (jetzt mit c statt z), das inzwischen leersteht, von der Firma Messer Griesheim betrieben.

Anhaltiner Back- und Konditoreiwaren (Merseburger Str. / Stalinallee / Leninallee)

Anhaltiner Back- und Konditoreiwaren, Foto: Martin Schramme / 03.2010 Foto: Martin Schramme / 03.2010

Ehemals Anhaltiner Back- und Konditoreiwaren, Leninallee 152

Berliner Brücke, ehemals Hindenburg-Brücke (Abriss 2006)

Berliner Bruecke, Hindenburg-Bruecke Halle Saale, Foto: Martin Schramme, 2006 Foto: Martin Schramme, 2006 Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Als genietete Stahlfachwerkkonstruktion entstand die 275 Meter lange Berliner Brücke in den Jahren 1914 bis 1916. Sie wurde von französischen Kriegsgefangenen errichtet. 2006 wurde die zu dem Zeitpunkt zwar als Baudenkmal geschütze, aber stark angegriffene Brücke gemäß eines Beschlusses des halleschen Stadtrates abgerissen. Wie der Arbeitskreis Innenstadt, der sich seit den 1980er Jahren für den Erhalt der Baudenkmale in Halle einsetzt, damals feststellte, wäre die Sanierung der alten Berliner Brücke höchstens halb so teuer wie der Neubau geworden. Kurioserweise wurde der Abriss aber gerade mit den Kosten begründet.

Böllberger Mühle (Baudenkmal von 1875)

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018 Foto: Martin Schramme, 2018

Die heutige Mühle in ihrer modernen Gestalt geht auf die Zeit Louis Hildebrandts, einem Mann aus dem Badischen, zurück, der das Anwesen 1858 kaufte, die alte Mühle teilweise abreißen und umnutzen sowie 1863/64 einen Neubau errichten ließ. Die endgültige heute noch erkennbare Form des Mahlbetriebes stammt aus dem Jahren 1875 bis 1891. Nach einem verheerenden Brand im Sommer 1875 war die Mühle nochmals gebaut, modernisiert und erweitert worden.

Seit dem Leerstand nach dem Ende der DDR 1990 ist die Mühle massiver Zerstörung ausgesetzt. Brände am 15. September 1992, am 27. Januar 1994 und am 23. Januar 1995 haben vor allem das Mühleninnere, aber auch große Teile der Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Objekt verfiel auch im Herbst 2018 weiter, obwohl es ein Baudenkmal ist. 2014 gab es Bemühungen, die alten Wasserturbinen zu reaktivieren und als Wasserkraftwerk zu betreiben. Bis 1975 war die Anlage schon einmal als Wasserkraftwerk genutzt worden. Obgleich alle bisherigen Reaktivierungspläne des alten Gemäuers Makulatur blieben, schaffte es die Mühle zuletzt bis auf die Seite des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Denn Marie Grützner bekam vom BDA im Rahmen des Hugo-Häring-Nachwuchspreises 2018 für ihr Konzept zur "Reaktivierung der Böllberger Mühle in Halle" eine Anerkennung.
Hier kann sich jeder auch mal vor Ort umschauen. Einfach hier klicken.

VEB Druckfarben- und Lederfarbenfabrik Halle, ehemals Chemische Fabrik Halle-Ammendorf - Druckfarbenfabriken (DLH - Merseburger Str. 371, vorher 87)

Foto: Martin Schramme / 03.2010 Foto: Martin Schramme / 03.2010 Foto: Martin Schramme / 03.2010 Foto: Martin Schramme / 03.2010 Foto: Martin Schramme / 03.2010 Foto: Martin Schramme / 03.2010 Foto: Martin Schramme / 03.2010

Im Denkmalverzeichnis der Stadt Halle wird das historische Ensemble gewürdigt als "Industriearchitektur der Weimarer Republik von herausgehobener Qualität". Als Architekt Hermann Frede (1883-1965, Bauwerke in Halle: u.a. Gartenstadt am Mühlrain) angegeben. 1905 begann die Farbenproduktion am Standort Ammendorf (später nach Halle Saale eingemeindet). Seit 1944 Druck von Lederfarben. 1951 wurde der Betrieb Volkseigentum (VEB). 1971 wurde er in das Kombinat Lacke und Farben (Lacufa, Berlin) aufgenommen. 1992 wurde die Farbenfabrik wieder privatisiert (Literaturhinweis: Dirk-Henner Wellershoff "Transformation des Kombinats Lacke und Farben"). 2001 übernahm die Printing Inks Technology AG DLH-Druckfarbengeschäft (Lizenzvertrag mit Great World Ink & Paint Ltd. in Taiwan). Printing Inks hat Vertretungen in Bosnien-Herzegowina,Bulgarien, China, Deutschland, Frankreich, Kroatien, Polen, Russland, Serbien, Slowenien, Taiwan, Ukraine, Ungarn und Weißrussland.

Nachfolge-Unternehmen (Stand 2010) im Internet: DLH Printing Inks Technology AG

Fabrik Otto-Stomps-Straße

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Ehemalige Stahlbaufirma Reuter & Straube, Gebäude aus den 1920er Jahren. Vorher als Dampf-Backofen-Fabrik und Hallesche Misch- und Knetmaschinenfabrik 1884 gegründet. Ebenfalls ehemaliger VEB Maschinen- und Apparatebau und VEB Baumechanik Halle-Ost.

Fernheizwerk Süd der Deutschen (Reichs)Bahn (stillgelegt)

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Laufkatze, letzte Revision Juni 1990, Foto: Martin Schramme Laufkatze, letzte Revision Juni 1990, EHB = Elektro-Hänge-Bahn

Deutsche Bahn AG Geschäftsbereich Werke Werk Diemitz Fernheizwerk Süd: Mittels einer Einschienenhängebahn (EHB) wurde Kohle vom Freiluftkohlebunker zum Kesselhaus transportiert. Auf den Bildern gut zu erkennen sind das Führerhaus und der Kohlebagger. Ursprünglich versorgte diese Heizkraftwerk das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) "Ernst Thälmann" mit Wärme in Form von Dampf. Zeitweise hing auch das Interhotel Stadt Halle (von 1992 bis 2015 Maritim-Hotel, seit 10.2015 Flüchtlingsheim) am Netz.

Fernsehgerätewerk Staßfurt Betriebsteil Halle (2008 abgerissen durch die sächsische Firma Caruso)

Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

2008 kamen die Bagger, um das zum Schandfleck verkommene Gebäudeensemble der des ehemaligen Fernsehgerätewerkes abzuräumen. Von den 60er Jahren bis zur Auflösung 1992 handelte es sich um einen Zweigbetrieb des Fernsehgerätewerkes in Staßfurt (RFT). Älteste Vorgänger an dem Standort waren die 1947 fusionierten und im Juni 1948 enteigneten Traditionsunternehmen Bader & Halbig und May und Kurt Jähnig. Ab 1951 hieß das nun staatliche Unternehmen RFT-Signalbau Halle (VVB RFT-Leipzig). Ab 1953 wurde Halle das Zweigwerk des RFT-Signalbau Berlin und nur ein Jahr später wieder eigenständig als VEB RFT Funkwerk Halle. Fortan ging der Konzentrationsprozess zunächst in Halle weiter. So wurde 1957 das hallesche Rundfunkwerk Sonata eingegliedert. In den 1950er Jahren war das Funkwerk Halle auf Koffer- und Autoradios (u.a. Autosuper) spezialisiert. 1961 wurde Halle zum Zweigbetrieb des Fernsehgerätewerkes Staßfurt bis zu dessen Auflösung 1992.

Hempelmann & Krause Engros Lager

Hempelmann und Krause Engros Lager, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Hempelmann & Krause, Engros-Handlung für sämtliche westfälische Eisen- und Stahlwaren, Küchen- und Hausgeräte, Porzellan- und Steingut, Glas- und Krystallwaren
Richard, Kaufmann, Kurz- und Eisenwarenhandlung, Fa. Hempelmann & Krause, Kleinschmieden 7/8 (Adressbuch 1888)

Kaffeerösterei "Hensel & Haenert" (Colonialwaren | Teilabriss im April 2013)

Kaffeeroesterei Hensel und Haenert, Foto: Martin Schramme, 2005Container der Deutschen Reichsbahn mit der Aufschrift
"Binnenverkehr"
Kaffeeroesterei Hensel und Haenert, Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme Foto: Martin Schramme

Das "Hensel & Haenert"-Kolonial-Großhandelshaus entstand 1848 aus der 1820 gegründeten Seilerei Gottlieb Friedrich Hensel und mit dem Eintritt von Schwiegersohn Ferdinand Theodor Haenert. Der Grundstein für die Kaffeerösterei wurde 1890 gelegt. Hensel & Haenert bauten den Kaffeegroßhandel aus und importierten Usambara-Kaffee aus den deutschen Kolonien. Das Usambara-Gebirge befindet sich im Nordosten Tansanias. mehr

April 2013: Teile des Gebäudeensembles werden abgerissen. Der Eigentümer hatte den Komplettabriss beantragt, kam damit aber nicht durch.

Quellen
brandenburg.museum-digital.de